Der selbstweise Forscher

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17. Predigt vom 24. Oktober 1830

„Niemand täusche sich selbst! Wenn jemand unter euch sich weise zu sein dünkt in dieser Welt, der werde ein Tor, auf daß er weise werde. Denn die Weisheit dieser Welt ist Torheit bei Gott. Es steht geschrieben: „Er fängt die Weisen in ihrer Schlauheit“

(l Kor3,18.19).

Unter den verschiedenen Täuschungen, vor denen der heilige Paulus uns warnt, ist eine der ersten die der falschen Weisheit; so im Vorspruch. Die Korinther rühmten sich ihres Scharfsinnes und ihres Wissens; als ob irgend etwas der Erhaben­heit christlicher Liebe gleichkäme. Demgemäß sagt der heilige Paulus in seinem Brief an sie, „nie­mand täusche sich selbst! Wenn jemand unter euch sich weise zu sein dünkt in dieser Welt“ (d. h. den Ruf der Weisheit in der Welt besitzt), „der werde ein Tor

Die christlichen Geheimnisse

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16. Predigt vom 14. Juni 1829

„Wie kann dies geschehen?“ (Joh 3,9).

Der Umstand, daß das Fest der allerheiligsten Dreifaltigkeit unmittelbar dem Pfingstfest folgt, will uns etwas Bedeutsames lehren. An letztge­nanntem Festtag begehen wir das Gedächtnis der Herabkunft des Gottesgeistes, der uns als die Quelle aller geistlichen Erkenntnis und Unter­scheidung verheißen ist. Damit wir aber nicht die Art jener Erleuchtung, die er vermittelt, über­sehen, folgt der Dreifaltigkeitssonntag, um uns zu sagen, was sie nicht ist. Sie ist kein der Vernunft gewährtes Licht im Sinn von natürlichen Gaben des Verstandes, denn das Evangelium hat immer noch seine Geheimnisse, seine Schwierigkeiten und verborgenen Dinge, die der Heilige Geist nicht wegräumt.

Der religiöse Glaube im Einklang mit der Vernunft

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15. Predigt vom 24. Mai 1829

„Er nahm nicht Anstoß aus Unglauben an der Verheißung Gottes, sondern war stark im Glau­ben und gab Gott die Ehre, da er vollkommen überzeugt war, daß Derselbe, was immer Er versprochen, auch zu tun vermöge“ (Röm 4,20-21).

Es gibt ernste Menschen, die gemeinhin den christlichen Glauben als ein Gefühl oder Prinzip beschreiben, in welches gewöhnliche Leute nicht eindringen können. Danach ist er etwas Seltsames und Sonderbares in seiner innersten Natur, ver­schieden in der Art von allem, was uns in den Dingen dieser Welt berührt und beeinflußt, und etwas, das keine Beleuchtung aus unserem Ver­halten im täglichen Leben zuläßt. Diese Menschen nehmen an, daß er als eine geistige Gabe und als himmlisch in seinem Ursprung völlig übermensch­lich ist, und daß

Der Sinn des Lebens: Der Wille Gottes

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6. Vortrag

Ich möchte euch eine Frage vorlegen, meine Brüder, die auf den ersten Blick so ausgefallen und daher so uninteressant ist, daß ihr euch wundern möget, warum ich sie stelle, und mir entgegenhal­ten könnt, daß es schwer sei, die Aufmerksamkeit darauf zu richten, ja, daß ihr befürchten müßt, es käme nichts Ersprießliches dabei heraus. Sie lau­tet: „Warum seid ihr in die Welt gesandt?“ Und doch ist es vielleicht ein Gedanke, der allzu

Religiöse Gefühle

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14. Predigt vom 27. März 1831

„Er aber redete heftiger: Auch wenn ich mit Dir sterben müßte, will ich Dich doch auf keine Weise verleugnen“ (Mk 14,32).

Obwohl ich diesen Vorsprung gewählt habe, ist es nicht meine Absicht, heute die Verleugnung des heiligen Petrus zum unmittelbaren Gegen­stand unserer Betrachtung zu machen, sondern ich will euch eine gewichtige Wahrheit nahelegen, welche jene Verleugnung zusammen mit anderen gleichzeitigen Ereignissen uns besonders aufdrängt, nämlich, daß heftige Erregtheit nicht dasselbe ist wie eine feste Entschlossenheit, – daß in

Glaube und Privaturteil

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Blicken wir auf die Schönheit, die Majestät und die Geschlossenheit der katholischen Religion, auf ihre Kraft- und Trostquellen, dann mag es uns wundernehmen, meine Brüder, daß sie die Scha­ren derer, die ihr begegnen, trotzdem nicht zu be­kehren vermag. Ihr habt wohl das Überraschende dieser Tatsache selbst schon empfunden-besonders jene von euch, die erst neulich konvertiert sind und sie nun aus Erfahrung vergleichen können mit je­nen Religionen, denen die Millionen dieses Landes den Vorzug geben.

Christliche Buße

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7. Predigt, am 20. November 1831

„Vater, ich habe gesündigt wider den Himmel und vor dir, und ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen: halte mich wie einen deiner Tagelöhner!“ (Lk 15,18-19)

Das Beste, was man von dem gefallenen und erlösten Geschlecht Adams sagen kann, ist dieses, daß es seinen Fall bekennt, sich selbst darob verurteilt und versucht, wieder hochzukommen. Diese Geisteshaltung, die in der Tat als die einzig mögliche Religion den Sündern geblieben ist, wird uns im Gleichnis vom verlorenen Sohn gezeigt, der uns geschildert wird, wie er Gottes Segen zuerst empfing, dann mißbrauchte und schließlich verlor, wie er unter diesem Verlust litt und durch die bittere Erfahrung des Leidens zu sich selbst kam. Armselig ist freilich dieser Dienst, den wir anbieten können, aber das Beste, was wir bieten können, ist, den Gehorsam abermals ergreifen, wenn die Welt uns verläßt, wenn das, worauf wir uns gestützt haben, abgestorben und verloren ist! Wenn ich dies sage, so braucht ihr nicht anzunehmen, ich sei der Meinung, im Leben eines jeden von uns gäbe es einen genau bestimmten Zeitpunkt, zu dem er begann, Gott zu suchen, und wo er anfing, Ihm in Treue zu dienen.

Versprechen ohne Erfüllung

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13. Predigt vom 30. Oktober 1831

„Ein Mann hatte zwei Söhne. Er ging zu dem ersten und sagte: Mein Sohn, gehe und arbeite heute in meinem Weinberg. Der antwortete und sprach: Ich habe keine Lust. Nachher aber reute es ihn und er ging hin. Dann ging er zum zweiten und sagte zu ihm das gleiche. Dieser antwortete und sprach: Ja, Herr, ging aber nicht hin“ (Mt 21,28-30).

Der Abstand zwischen unseren religiösen Bekenntnissen und unserem entsprechenden Handeln ist weit größer als wir uns bewußt sind. Wir wissen im allgemeinen, daß es unsere Pflicht ist, Gott zu dienen, und wir haben den festen Entschluß, es treu tun zu wollen. Wir meinen es aufrichtig mit diesem allgemeinen Wunsch und Vorsatz gehorsam zu sein und wir glauben, daß es uns ernst ist. Doch wir gehen weg

Der zweite Frühling

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Tag für Tag erleben wir die Ordnung, die Bestän­digkeit und die fortwährende Erneuerung der geschöpflichen Welt, die uns umgibt. So hinfällig und vergänglich jeder ihrer Teile ist, so ruhelos und rastlos ihre Grundkräfte sind, so unaufhörlich ihr Wandel ist, sie selbst bleibt bestehen. Sie wird von einem Gesetz der Beständigkeit umschlossen; auf Einheit ist sie gegründet; und obwohl immer im Sterben, ersteht sie immer wieder neu zum Leben. Die Auflösung führt nur zur Geburt von neuen or­ganischen Formen, und ein Tod ist der Mutter­schoß für tausendfaches Leben. Jede Stunde, die kommt, ist nur der Beweis für die Flüchtigkeit, doch auch für die Sicherheit und Zuverlässigkeit des großen Ganzen.

Die Festzeit der Epiphanie

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„Diesen Anfang der Wunder machte Jesus zu Kana in Galiläa und offenbarte Seine Herrlichkeit; und Seine Jünger glaubten an Ihn“ (Jo 2,11).

Epiphanie ist die Festzeit, die in be­sonderer Weise der Anbetung der Herrlichkeit Christi geweiht ist. Man mag die Bedeutung dieses Wortes darin sehen, daß es die Offenbarung Seiner Herrlichkeit meint und Ihn uns zu schauen gibt als den König auf dem Throne inmitten Seines Hof­staates, rund um Ihn Seine Diener, Seine Leibgarde Ihm zur Seite. An Weihnachten gedenken wir Sei­ner Gnade,