Die Menschwerdung
Fest der Geburt unseres Herrn, 25. Dezember 1834
„Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt“ (Jo 1, 14).
Mit diesen Worten verkündet uns der Lieblingsapostel und Evangelist dieses heilige Mysterium, dessen Gedächtnis wir am heutigen Tag besonders begehen: die Menschwerdung des ewigen Wortes. So kurz und einfach sind seine Worte, als fürchtete er, er möchte es an der schuldigen Ehrfurcht fehlen lassen. Wenn es je einen gab, der sich die Freiheit hätte nehmen dürfen, in einem Überschwang von Worten darüber zu reden, dann war es der Liebesjünger, der das Wort des Lebens gehört und gesehen, geschaut und mit Händen betastet hatte.
Thomas sprach zu ihm: „Mein Herr und mein Gott“
1. Nachdem der Herr alle seine Reden [Matth. 26, 1] vollendet und zum Abschluß gebracht hatte, sprach er: »Der Menschensohn wird zur Kreuzigung überliefert werden.« Wie ein Heer sich in Schlachtordnung aufstellt, wie die Seeleute vor einem Angriff das Deck räumen, wie Sterbende ihr Testament machen und dann zu Gott zurückkehren, so faßt unser Herr und Heiland, der nie aufhören konnte, Worte der Liebe und Güte zu sprechen, noch einmal alles zusammen und vollendet seine Lehre, um dann sein Leiden zu beginnen. Er hob das Verbot, das den bösen Geist von ihm fernhielt, freiwillig auf, öffnete das Tor und ließ den Erregungen seines menschlichen Herzens freien Lauf, wie ein zum Tode verurteilter Soldat selbst das Tuch fallen läßt. Sogleich kam der Satan und bemächtigte sich seiner während der kurzen Stunde, die ihm gegeben war.
(Palmsonntag) 9. April 1841
6. Predigt vom 25. Dezember 1831
5. Predigt vom 22. Dezember 1833
4. Predigt vom 12. Juni 1823
3. Predigt vom 2. September 1832
2. Predigt am 21. Juli 1833