„Zehntausend Schwierigkeiten machen keinen Zweifel“:

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P. Dr. Hermann Geißler FSO

„Zehntausend Schwierigkeiten machen keinen Zweifel“: Dieses Wort hat John Henry Newman nicht nur geschrieben, er hat es auch gelebt. Auf seinem Glaubensweg war er mit unzähligen Schwierigkeiten und Prüfungen konfrontiert. Er konnte sie bestehen, weil Gott in seinem Herzen ein Licht entzündet hatte. Dieses „milde Licht“ führte ihn voran und leuchtete ihm auch in dunklen Zeiten.

Hoffe auf Gott – den Erlöser

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1. Nachdem der Herr alle seine Reden [Matth. 26, 1] vollendet und zum Abschluß gebracht hatte, sprach er: »Der Menschensohn wird zur Kreuzigung überliefert werden.« Wie ein Heer sich in Schlachtordnung auf­stellt, wie die Seeleute vor einem Angriff das Deck räumen, wie Sterbende ihr Testament machen und dann zu Gott zurückkehren, so faßt unser Herr und Hei­land, der nie aufhören konnte, Worte der Liebe und Güte zu sprechen, noch einmal alles zusammen und vollendet seine Lehre, um dann sein Leiden zu be­ginnen. Er hob das Verbot, das den bösen Geist von ihm fernhielt, freiwillig auf, öffnete das Tor und ließ den Erregungen seines menschlichen Herzens freien Lauf, wie ein zum Tode verurteilter Soldat selbst das Tuch fallen läßt. Sogleich kam der Satan und bemäch­tigte sich seiner während der kurzen Stunde, die ihm gegeben war.

Das Kreuz Christi, das Maß der Welt

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(Palmsonntag) 9. April 1841

Geht in die politische Welt: seht die Eifersucht von Nation zu Nation, die Konkurrenz im Handel, Armeen und Flotten, wie sie sich gegenseitig mes­sen. Blickt hin auf die verschiedenen Gesellschafts­klassen, die Parteien und ihre Streitfragen, das Ringen der Ehrgeizigen, die Intrigen der Schlauen. Was ist das Ende des ganzen Tumults? Das Grab. Was ist das Maß? Das Kreuz. Wendet euch sodann zur Welt des Geistes und der Wissenschaft: betrachtet die wundervollen Erfin­dungen des Menschengeistes, die Mannigfaltigkeit des Gewerbes, dem seine Erfindungen Aufschwung geben, die an Wunder grenzenden Werke, in denen er seine Macht erweist; dazu beachtet, was die Folge davon ist, den Hochmut und das Selbstvertrauen des Verstandes und die völlige Inanspruchnahme des Denkens durch vergängliche Dinge. Möchtet ihr euch ein richtiges Urteil über all das bilden? Schaut auf das Kreuz Christi.

Newman als Konvertit und Ratgeber der Konvertiten

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Dominik Barberi-Relief Kirche Littlemore Von P. Peter Willi FSO

Kardinal John Henry Newman (1801-1890) zählte zu den berühmtesten Konvertiten der katholischen Kirche. In einem Nachruf schrieb H. J. Coleridge S.J.:

„Der Prozess einer wahren Konversion vollzieht sich selten ohne den Schatten des Kreuzes, im Fall des Kardinals waren es jedoch wahrhaft Geburtswehen. Aber gerade sie waren es, die ihn im wahrsten Sinn zum Vater vieler Seelen machten. Er war durch alle Schwierigkeiten vor ihnen hindurchgegangen.“[1]

Geistliche Gesinnung

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6. Predigt vom 25. Dezember 1831

„Das Reich Gottes besteht nicht in Worten, sondern in Kraft“ (1 Kor 4,20).

Was nützt es uns, daß wir Glieder der christlichen Kirche sind? Dies ist eine Frage, welche immer unsere Aufmerksamkeit beansprucht, doch ist es recht, daß wir von Zeit zu Zeit unser Herz mit mehr als gewöhnlicher Sorgfalt durchforschen und es prüfen am Maßstab jenes göttlich erleuchteten Ordnungsprinzips in der Kirche und in den Heiligen: dem Werk des Heiligen Geistes, das vom heiligen Paulus „der Geist“ genannt wird. So frage ich also, was nützt es uns, daß wir Jünger Christi sind? Was veranlaßt uns zu dem Gedanken, daß unser Leben sich sehr unterscheidet von einem Zustand, in dem es sich befunden hätte, wären wir noch Heiden gewesen? Haben wir nach den Worten des Vorspruches das Reich Gottes im Wort empfangen oder in Kraft? Ich will zur Erläuterung dieser Frage einige Äußerungen tun, die mit Gottes Gnade euch, meine Brüder, helfen können, sie zu beantworten.

Selbstverleugnung, der Prüfstein religiösen Ernstes

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5. Predigt vom 22. Dezember 1833

„Nun ist es hohe Zeit, vom Schlafe aufzuwachen« (Röm 13, 11).

Wenn Paulus an dieser Stelle von „Schlaf spricht, so meint er einen Zustand der Unempfindlichkeit gegenüber den Dingen, wie sie tatsächlich in Gottes Augen sind. Schlafen wir, so sind wir dem Getriebe dieser Welt entzogen, als ob wir mit ihr nichts mehr zu tun hätten. Es geht ohne uns weiter; oder, selbst wenn unser Schlaf unterbrochen wird und wir eine schwache Vorstellung von Menschen und Vorgängen beibehalten, wenn uns ein Laut oder ein Satz zu Ohren kommt oder wir ein Gesicht sehen, dann sind wir trotzdem nicht fähig, die Außenwelt in ihrer wahren Wirklichkeit aufzunehmen.

Verborgene Fehler

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4. Predigt vom 12. Juni 1823

Wer wird gewahr all seiner Verfehlungen? Mach mich rein von verborgenen Fehlern“ (Ps 18,13).

So seltsam es erscheinen mag, viele der sogenannten Christen gehen durch das Leben, ohne sich um eine rechte Selbsterkenntnis zu bemühen. Sie begnügen sich mit allgemeinen und trüben Vorstellungen von ihrem wahren Zustand. Darüber hinaus haben sie nur jenen gelegentlichen Einblick in ihr Inneres, den die Ereignisse des Lebens ihnen aufdrängen. Aber es fehlt ihnen die genaue, systematische Erkenntnis, und sie streben auch nicht danach.

Wenn ich das „seltsam“ nenne, so möchte ich damit nicht sagen, es sei leicht, uns selbst zu erkennen. Es ist schwer, uns selbst auch nur teilweise zu erkennen, und insofern hat die Unkenntnis unseres Selbst nichts Seltsames. Das Befremdende ist nur, daß die Menschen vorgeben, die großen christlichen Wahrheiten anzunehmen und auszuführen, und doch in einer solchen Unkenntnis über sich selbst sind.

Erkenntnis des göttlichen Willens ohne Gehorsam

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3. Predigt vom 2. September 1832

Wenn ihr das wisset, so seid ihr selig, wenn ihr danach tuet“ (Jo 13,17).

Auf kein Volk und kein Zeitalter der Vergangenheit läßt sich dieses Schriftwort besser anwenden als auf dieses unser Land in heutiger Zeit. Denn so weit wir zu urteilen vermögen, hatte bislang kein Volk eine bessere Kenntnis von der Art, Gott zu dienen, von unserer Pflicht, unseren Vorrechten und unserem Lohn, als wir. Uns vor allem gilt also das Wort des Heilandes: „Wenn ihr das wisset, so seid ihr selig, wenn ihr danach tuet.“ Sicher denken nun viele von uns: das wissen wir sehr wohl. Scheinbar ist es eine Binsenwahrheit, daß es nichts bedeutet, zu wissen, was recht ist, wenn wir es nicht tun; eine Wahrheit zu altbekannt, als daß man Neues darüber sagen könnte. Über derlei Stellen der Schrift lesen wir leicht hinweg, da wir sie widerspruchslos annehmen; und so gelingt es uns, sie praktisch zu vergessen. Wissen ist nichts im Vergleich zum Tun.

Unsterblichkeit der Seele

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2. Predigt am 21. Juli 1833

„Was kann ein Mensch zum Tausch für seine Seele geben“ (Mt 16, 26).

Es gibt meines Erachtens keinen auch nur halbwegs unterrichteten Christen, der den Unterschied zwischen unserer Religion und dem durch sie verdrängten Heidentum nicht genau zu kennen glaubte. Auf die Frage, was wir durch das Evangelium gewonnen haben, weiß jeder unmittelbar Bescheid: nämlich das Wissen um unsere Unsterblichkeit, um den Besitz einer Seele, die ewig fortbesteht; ferner, daß

Weihnachten – Das Geheimnis der Vergöttlichung

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„ Das Licht leuchtete in der Finsternis, aber die Finsternis hat es nicht begriffen (Joh 1,5). Nach dem Urteil der Menge war er wie jeder andere Mensch. Obgleich empfangen vom Heiligen Geist, wurde er von einer armen Frau geboren, die ob der Überzahl der Fremden abgewiesen wurde und ihn in einem Stall zur Welt brachte. O wunderbares Geheimnis, frühzeitig offenbart, dass er selbst bei der Geburt den Willkommensgruß der Welt zurückwies! Er wuchs auf als der Sohn eines Zimmermanns, ohne Bildung, so dass seine Nachbarn, als er zu lehren begann, sich wunderten, wie einer ein Prophet werden sollte, der die Schule nicht besucht hatte und nur in einem niedrigen Handwerk ausgebildet war. Er war bekannt als der Verwandte und Freund armer Leute; so dass die Welt auf sie zeigte, als er selbst an die Öffentlichkeit trat, wie wenn die Niedrigkeit ihres Standes die Widerlegung seiner Ansprüche wäre. Er wuchs auf in einer Stadt von schlechtem Ruf, so dass sogar die Besseren zweifelten, ob etwas Gutes aus ihr kommen könne. Nein, er wollte dieser Welt weder Behaglichkeit noch Hilfe nach Ansehen verdanken: denn „die Welt ist durch ihn gemacht worden, aber die Welt hat ihn nicht erkannt“ (Joh 1,10). Er kam zu ihr als Wohltäter, nicht als Gast; nicht um von ihr zu borgen, sondern um sie zu beschenken.