Päpstliche Buchrezension

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Eine Biografie über Mutter Julia, die in John Henry Newman einen geistlichen Bruder fand.

2020 erschien das Buch über das Leben von Mutter Julia (1910-1997), der Gründerin der geistlichen Familie „Das Werk“, und die Entwicklung dieser katholischen Gemeinschaft von 1950 bis 2001 in deutscher Sprache. Nun wurde diese Biographie auch in italienischer und englischer Sprache publiziert. Aus diesem Anlass teilte der Autor, Pater Hermann Geißler, eine an ihn adressierte Buchrezension von Papst emeritus Benedikt XVI. mit CNA (Catholic News Agency)

In seinem Brief (weiter unten im Original einsehbar) schreibt Papst emeritus Benedikt XVI., er habe mit Aufmerksamkeit das äußere und innere Drama des Glaubensweges von Mutter Julia inmitten von Kirche und Welt gelesen. Seine Quintessenz: „Das Drama, das Sie geschildert haben, ist gerade für mich fesselnd, weil ich immerhin seit den vierziger Jahren es gleichfalls erlebt habe.“

P. Hermann, Direktor des vom „Werk“ errichteten internationalen Zentrums der Newman-Freunde in Rom, beschreibt in einem interessanten Kapitel, wie Mutter Julia in einer schwierigen Situation in den 1960er Jahren in John Henry Newman einen geistlichen Bruder entdeckt. Nachdem sie eine Anthologie mit verschiedenen Texten des englischen Theologen gelesen hatte, sagte sie zu einer Schwester: „Ich muss wirklich sagen, dass ich eine wahre Geistesverwandtschaft mit diesem Kardinal spüre. Er war ein Vorläufer in der Kirche seiner Zeit. Er hatte einen so klaren Blick auf die Situation der Kirche von damals. Aber seine Einsichten wurden von vielen nicht verstanden. Deshalb hatte er viel zu leiden. Ich muss fast sagen, dass er für die Kirche und wegen der Kirche gelitten hat“ (S. 114). Aus dieser inneren Begegnung wurde eine Freundschaft, die das „Werk“ bis heute mit Newman verbindet und dazu beigetragen hat, dass sich das „Werk“ in verschiedenen Newman-Zentren für die Verehrung des inzwischen heiliggesprochenen Theologen, die Pflege seines geistlichen Erbes und das Studium seiner Werke einsetzt. Kardinal Joseph Ratzinger sagte darüber bei der Dankmesse für die päpstliche Anerkennung des „Werkes“ am 10. November 2001 im Petersdom: „Nicht zufällig, denke ich, ist das ‚Werk’ mit Newman befreundet, mit seinem Wappenspruch ‚Cor ad cor loquitur’. Mutter Julia hat vom Herzen her gedacht und aus dem Herzen heraus das Herz Jesu erkannt – dieses durchbohrte Herz, das die Quelle des Bundes, die Quelle unseres Lebens ist“ (S. 121).

Die Biografie umfasst neben einer Einleitung, in der das erste Buch über Mutter Julia zusammengefasst wird (Sie liebte die Kirche. Mutter Julia Verhaeghe und die Anfänge der geistlichen Familie „Das Werk“, Eigenverlag, 334 Seiten, beim fe-Verlag erhältlich), vier große Teile: I. Aufblühen der Gemeinschaft in Belgien; II. Internationale Ausbreitung und neue Herausforderungen; III. Entfaltung des Charismas und der verschiedenen Berufungen; IV. Letzte Lebensjahre und päpstliche Anerkennung.

Die Entwicklung der Gemeinschaft und die Entfaltung des dem „Werk“ eigenen Charismas ist untrennbar mit der Person und den besonderen Gnaden von Mutter Julia verbunden. Wie hat Gott in das Leben von Mutter Julia eingegriffen? Wie hat sie im Glauben darauf geantwortet? Wie ist sie den Wegen der Vorsehung im konkreten Leben gefolgt, auch durch ihre innere Verbundenheit mit Newman? Wie hat sie sich in Dienst nehmen lassen, um für die Kirche neues Leben zu wecken, Gründerin einer neuen geistlichen Familie und geistliche Mutter für viele zu werden? Zahlreiche Zitate aus ihren Briefen und Aufzeichnungen lassen die Leser gleichsam in ihr Herz blicken. Sie sprechen von ihrem prophetischen Blick auf Kirche und Welt, ihrer mütterlichen Sorge für viele Menschen, von ihrer Weisheit in den äußeren und inneren Entwicklungen der Gemeinschaft. Sie geben auch Einblick in ihre seelischen und körperlichen Leiden und ihre mystische Verbundenheit mit Christus in seiner Hingabe im Leiden und in seiner Verherrlichung. So wurde Mutter Julia „Zeugin von Gottes Gnadenwirken, Tochter der Kirche und Dienerin der Einheit in der Liebe und in der Wahrheit“ (Kardinal Zenari, Vorwort, S. 8).

Erinnerungen und Tagebuchaufzeichnungen von Mitgliedern bestätigen die beschriebenen Ereignisse. Alle Zitate bieten mit den Angaben in den Fußnoten eine Fülle von Informationen zu Personen, Entwicklungen und Hintergründen. Dies alles macht die Lektüre spannend und interessant.

Über den Autor

P. Hermann Geißler FSO

P. Hermann Geißler FSO, geboren am 12. Juni 1965 in Hall in Tirol (Österreich), studierte an der philosophisch-theologischen Hochschule Heiligenkreuz bei Wien und promovierte an der päpstlichen Lateranuniversität in Rom mit einer Studie über „Gewissen und Wahrheit bei John Henry Kardinal Newman“. Seit 1988 gehört er zur geistlichen Familie „Das Werk“, 1991 wurde er zum Priester geweiht. Von 1993 bis 2019 arbeitete er an der Kongregation für die Glaubenslehre, Benedikt XVI. ernannte ihn 2009 zum Leiter der Lehrabteilung. Innerhalb des „Werkes“ erfüllte P. Geißler im Laufe der Jahre verschiedene Aufgaben in der Ausbildung und in der Leitung. Er ist Direktor des vom „Werk“ errichteten internationalen Zentrums der Newman-Freunde in Rom. 

BESTELLUNG

Hermann Geißler, Sie diente der Kirche. Mutter Julia Verhaeghe und die Entfaltung der geistlichen Familie „Das Werk“

ISBN 978-3-86357-282-2, fe-Verlag, 288 Seiten, 12,80 Euro


Das Buch in anderen Sprachen:


Der Brief von Papst Benedikt XVI im Original: