Die Auferstehung des Leibes

Veröffentlicht in: Predigten | 0

21. Predigt, 22. April 1832

„Daß aber die Toten auferstehen, hat auch Moses angedeutet in der Erzählung vom Dornbusch, da er den Herrn, den Gott Abrahams, den Gott Isaaks und den Gott Jakobs nannte. Er ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen; denn alle leben Ihm“ (Lk 20,37.38).

Diese Worte unseres Heilandes zeigen uns, daß in der Schrift viel mehr enthalten ist, als es auf den ersten Blick scheint. Gott redete zu Moses in dem brennenden Dornbusch und nannte Sich Selbst „den Gott Abrahams“; und Christus sagt uns, in diesem schlichten Ausspruch sei die Ver­heißung enthalten, daß Abraham von den Toten auferstehen sollte. Wahrhaftig, wenn wir es mit Ehrfurcht sagen dürfen, Er, der allweise, allwis­sende Gott kann nicht sprechen, ohne nicht viele Dinge zugleich zu meinen. Er sieht von Anfang an das Ende; Er kennt die zahllosen Zusammen­hänge und Beziehungen aller Dinge untereinan­der. Jedes Seiner Worte ist voll von Belehrungen und schaut nach vielen Richtungen; und obwohl es uns nicht vergönnt ist, diese verschiedenen Be­deutungen zu kennen, und es uns nicht freisteht, leichtfertig zu versuchen, uns das einzubilden, so müssen wir sie doch dankbar annehmen, soweit sie uns mitgeteilt werden und wir sie mit dem Verstand erschließen können. Schaut auf Christi Worte, und eben diese ihre Eigenschaft wird euch auffallen. Was immer Er sagt, ist reich an Be­deutung und bezieht sich auf vieles. Es ist gut, diese Tatsache vor Augen zu halten, wenn wir die Schrift lesen, denn sie kann uns zurückhalten, uns selbst zu täuschen, sie in einer anmaßenden und kritischen Haltung zu lesen und ihre Lektüre auf­zugeben, als hätten wir alles, was aus ihr zu lernen ist, bereits erfaßt.

Wir wollen nun erwägen, in welchem Sinn der Vorspruch eine Verheißung der Auferstehung ent­hält, und sehen, welche Lehre aus diesem Wissen geschöpft werden kann.

Als Gott Sich Selbst den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs nannte, schlössen diese Worte in sich, daß diese heiligen Patriarchen noch am Leben seien, obwohl sie nicht mehr auf Erden gesehen wurden. Dies mag auf den ersten Augenblick ein­leuchtend erscheinen; aber es kann die Frage ge­stellt werden, auf welche Art der Text beweise, daß ihre Leiber lebten. Wenn nämlich ihre Seelen noch lebten, so wäre das ein genügender Grund dafür, daß sie im Buch Exodus noch Diener Gottes heißen. Das ist die Frage, die wir zu erwägen haben. Unser gebenedeiter Herr scheint uns zu sagen, daß im einen oder anderen Sinne Abra­hams Leib noch als lebendig angesehen werden konnte, als ein Unterpfand seiner Auferstehung, obwohl er tot war nach der gewöhnlichen Ge­brauchsweise des Wortes. Sein Ausspruch bedeutet: Abraham wird von den Toten auferstehen, weil er in Wirklichkeit noch am Leben ist. Er kann schließlich ebensowenig von der Macht des Grabes festgehalten werden, wie ein Schlafender am Erwachen gehindert werden kann. Abraham ist noch lebendig im Staub, wenngleich er daraus noch nicht erstanden ist. Er ist am Leben, weil Gottes Heilige alle Ihm leben, auch wenn sie unterzugehen scheinen.

Zu sagen, daß unser Leib, auch wenn er tot ist, noch lebt, möchte wie ein Widerspruch erscheinen. Da aber unser Herr durch Sein Wort uns aufzu­muntern scheint, will ich es trotz seiner Seltsam­keit sagen, weil es eine lehrreiche Bedeutung hat. Wir sprechen gern über unseren Leib, als ob wir wüßten, wie oder was er in Wirklichkeit ist. Da­gegen wissen wir nur, was unsere Augen uns sagen. Er scheint zu wachsen, zur Reife zu kommen und zu zerfallen; aber schließlich wissen wir nicht mehr über ihn, als unseren Sinnen zugänglich ist, und es gibt zweifellos vieles, was Gott an unserer stofflichen Hülle sieht, wir aber nicht sehen kön­nen. Wir haben keine unmittelbare Erkenntnis dessen, was die wesenhafte Existenz unseres Lei­bes genannt werden kann, sondern nur seiner Er­scheinungsformen. Ferner sind wir geneigt, von Seele und Leib zu sprechen, als ob wir zwischen ihnen unterscheiden könnten und viel über sie wüßten; aber zum größten Teil gebrauchen wir bedeutungslose Worte. Es ist zwar nutzbringend, die Unterscheidung zu machen, auch die Schrift macht sie; aber im Grunde genommen spricht das Evangelium von unserer Natur im religiösen Sinn als von einem Ganzen. Seele und Leib bilden einen einzigen Menschen, der einmal geboren ist und niemals stirbt. Die alten Philosophen waren der Ansicht, die Seele könnte zwar ewig leben, aber der Leib gehe beim Tod zugrunde. Christus jedoch belehrt uns eines anderen. Er sagt uns, der Leib wird auf immer leben. Im Vorspruch scheint Er nahezulegen, daß der Leib im eigentlichen Sinne nie stirbt, daß wir allerdings den Anblick von dem verlieren, was wir zu sehen gewohnt sind, daß aber Gott noch die Elemente dessen sieht, was unseren Sinnen nicht mehr wahrnehm­bar ist..

Gott nennt sich selbst in Seiner Huld den Gott Abrahams. Er sagte nicht: den Gott der Seele Abrahams, sondern einfach: Abrahams. Er seg­nete Abraham und gab ihm ewiges Leben, nicht seiner Seele allein ohne seinen Leib, sondern Abraham als einen ganzen Menschen. Auf diese Weise ist er auch unser Gott, und wir können nicht unterscheiden zwischen dem, was Er für unsere beiden Naturen tut, die geistige und die körper­liche. Das sind bloße Worte. Jeder von uns kann sich selbst als eine Einheit fühlen, und dieses eine Sein in allen seinen wesentlichen Teilen und Eigenschaften wird nie sterben. Ihr werdet das deutlicher sehen, wenn ihr erwägt, was der Heiland über das heilige Sakrament des Abendmahles sagt. Er sagt, Er werde uns Sein Fleisch zu essen geben (Joh 6,51 ff). Wie das geschehen soll, wissen wir nicht. Er gibt es unter den äußeren Zeichen von Brot und Wein. Aber in welchem wirklichen Sinn ist das verwandelte Brot Sein Leib? Es wird uns nicht gesagt, wir dürfen nicht danach forschen. Wir sagen allerdings: in einer geistigen, sakramentalen, himmlischen Weise; aber das tun wir, um unserem Geist religiöse und nicht fleischliche Vorstellungen davon einzuprägen. Alles, was wir darüber zu wissen brauchen, ist die Wirkung auf uns, wenn wir an dieser beseligenden Speise teilnehmen. Beachtet nun, was Er dar­über uns sagt. „Wenn ihr das Fleisch des Men­schensohnes nicht esset und Sein Blut nicht trinket, habt ihr kein Leben in euch. Wer Mein Fleisch ißt und Mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und Ich werde ihn am Jüngsten Tage auferwecken“ (Jo 6, 54. 55). Hier wird kein Unterschied gemacht zwischen Seele und Leib. Christi heiliges Mahl ist Speise für unser ganzes Ich, gleich was wir sind, Seele, Leib und alles. Es ist der Same ewigen Lebens in uns, die Speise der Unsterblichkeit, „zu bewahren unseren Leib und unsere Seele zum ewigen Leben“. Die verbotene Frucht bewirkte in Adam den Tod; aber dieses ist die Frucht, welche uns ewiges Leben gibt. Das Brot erhält uns in diesem zeitlichen Leben, das verwandelte Brot ist der Bringer ewiger Kraft für Seele und Leib. Wer könnte dieses sichtbare Leben weiterführen ohne irdische Speise? In der gleichen allgemeinen Weise ist das Mahl des Herrn „der Bringer unseres ewigen Lebens. Wir haben genau so wenig Grund anzunehmen, daß wir ewig leben werden, wenn wir es nicht essen, wie wir Grund haben anzunehmen, unser zeitliches Leben werde erhal­ten ohne Speis und Trank. Gott kann uns zwar am Leben erhalten „nicht mit Brot allein“ (Mt 4, 4); aber dies ist Sein gewöhnliches Mittel, wel­ches Sein Wille dazu bestimmt hat. Er kann uns unsterblich erhalten ohne die christlichen Sakramente, wie Er Abraham und die anderen Heiligen der alten Zeit erhielt; aber unter dem Evangelium sind das Seine Mittel, die Er nach Seinem Willen festgesetzt hat. Wir essen das heilige Brot, und unsere Leiber werden geheiligt; sie sind nicht unser, sie sind Christi. Sie sind belebt von jenem Fleisch, das keine Verwesung sah; sie sind bewohnt von Seinem Geist, sie werden unsterblich; sie sterben nur dem äußeren Schein nach und für eine Zeitlang; sie erwachen, wenn ihr Schlaf beendet ist, und herrschen mit Ihm auf immer. Die Folgerung, die aus dieser Lehre zu ziehen ist, ist klar. Unter den Weisen der Heidenwelt war es, wie ich gesagt habe, üblich, geringschätzig und verächtlich über den sterblichen Leib zu reden; sie wußten es nicht besser. Sie hielten ihn kaum für einen Teil ihres wirklichen Selbst und bildeten sich ein, sie seien besser daran ohne ihn. Ja, sie betrachteten ihn als die Ursache ihres Sündigens, als ob des Menschen Seele rein und der stoffliche Leib unrein wäre und die Seele befleckte. Wir sind die Wahrheit gelehrt worden, daß Sünde eine Krankheit unserer Seele, unseres Ich ist, und daß wir als Ganzes, nicht der Leib allein, sondern Seele und Leib, von Natur aus verdorben sind; und daß Christus uns erlöst und alles an uns ge­reinigt hat, die sündige Seele und den sündigen Leib. Demgemäß war deren hauptsächliche Hoff­nung der Gedanke, sie würden im Tod ihres Lei­bes ledig werden. Da sie fühlten, sie seien sündig, und nicht wußten wie, schoben sie die Schuld auf ihren Leib. Im Bewußtsein, sich im Diesseits in einer schlechten Lage zu befinden, glaubten sie, der Tod könnte vielleicht einen Wechsel zum Bes­seren bringen. Nicht daß sie in der Hoffnung ruhten, zu einem Gott und Vater zurückzukehren, sondern sie glaubten, von der Erde entfesselt zu sein, um tun zu können, was sie wollten. Es war folgerichtig zu dieser Geringschätzung ihres irdi­schen Zeltes, daß sie den toten Leib ihrer Freunde verbrannten, ihn nicht begruben wie wir, sondern ihn zerstörten als bloße, nichtige, nur den Platz versperrende Hülle dessen, was einst kostbar ge­wesen war. Ganz anders ist die Vorstellung, die das herrliche Licht des Evangeliums uns lehrt. Unsere Leiber werden auferstehen und ewig leben; sie dürfen nicht unehrerbietig behandelt werden. Wie sie auferstehen, wissen wir nicht; aber sicher wird, wenn das Wort der Schrift wahr ist, der Leib, aus dem die Seele geschieden ist, zum Leben kommen. Es gibt einige Wahrheiten, die nur für unseren Glauben, nicht für unsere Vernunft be­stimmt sind; nicht für unsere Vernunft, weil wir nach den Worten unseres Heilandes so wenig über die „Macht Gottes“ (Mt 22, 29; Mk 12, 24) wissen, daß wir nichts haben, woraus wir Vernunftschlüsse ziehen könnten. Eine jener Wahrheiten ist z. B. die Gegenwart Christi im heiligsten Sakrament. Wir wissen, daß wir Seinen Leib und Sein Blut genießen; aber es ist weise von uns, nicht neu­gierig zu fragen, wie oder woher, nicht unseren Gedanken freien Lauf zu lassen, sondern zu neh­men, zu essen, und daraus Nutzen zu ziehen. Das ist das Geheimnis, den verheißenen Segen zu er­langen. In gleicher Weise haben wir, was die Auferstehung der Toten angeht, kein Mittel noch einen Boden für eine Beweisführung. Wir können nicht festlegen, in welchem genauen Sinn unser Leib bei der Auferstehung der gleiche sein wird wie jetzt; aber es kann uns nicht schaden, wenn wir Gottes Wort einfach annehmen und danach handeln. Der Glaube an diese trostreiche Wahr­heit ist der Grund dafür, daß die christliche Kirche jene alte Ehrfurchtslosigkeit der Leichenverbren­nung abschaffte und statt dessen den Boden weihte für die Aufnahme der Heiligen, welche schlafen. Wir setzen unsere abgeschiedenen Freunde ruhig und besinnlich im Glauben bei; wir hören nicht auf, das zu lieben und dessen zu gedenken, was einst unter uns lebte, sondern bezeichnen den Ort, wo ihr Leib liegt, im Glauben, daß Gott Sein Siegel darauf gesetzt hat und Seine Engel es be­wachen. Seine Engel bewachen sicherlich die Leiber Seiner Diener; der Erzengel Michael hält es nicht unter seiner Würde, sie vor den Mächten des Bö­sen zu bewahren. Besonders jene, die gleich Mo­ses „in der Wüste des Volkes“ (Ez 20, 35) fallen, und solche, welche die Pflicht zu Gefahr und Lei­den gerufen hat und die eines gewaltsamen Todes sterben, auch diese werden, wenn sie von jenem unverweslichen Brot gegessen haben, bis zum Jüngsten Tag erhalten. Es gibt solche, die nicht den Trost eines friedlichen Begräbnisses haben. Sie sterben in der Schlacht oder zur See oder in fremden Ländern oder wie die ersten Gläubigen unter den Händen der Verfolger. Entsetzliche Martern oder die Rachen wilder Tiere haben ehe­mals die heiligen Leiber derer entehrt, die sich von Christus genährt hatten; und Krankheiten zerstören sie noch jetzt. Das ist Satans Werk, die erlöschenden Anstrengungen seiner Wut nach sei­ner Niederlage durch Christus. Immerhin wir machen, soweit wir können, diese Angriffe unseres Feindes wieder gut und behandeln ehrfürchtig und liebevoll diese Zelte, in denen Christus ge­wohnt hat. Welch ein ehrwürdiger und schauer­erregender Ort ist eine Kirche, in der und um die die Toten beigesetzt sind! Freilich ist sie haupt­sächlich heilig, weil sie der Ort ist, wo Gott durch Jahrhunderte Sich Seinen Dienern geoffenbart hat; aber füget den Gedanken hinzu, daß sie in der Folge der Zeiten der einstweilige Ruheort jener wahren Diener ist, die Ihm noch leben. Der Staub um uns wird einst belebt werden. Wir mögen selbst lange zuvor tot sein und es nicht sehen. Es ist möglich, daß wir anderswo begraben werden und, sollte es unser überschwengliches Glück sein, zum ewigen Leben aufzuerstehen, an anderen Orten auferstehen, weit im Osten oder im Westen. Da aber Gottes Wort sicher wahr ist, so wird auf-erweckt, was gesät ist; Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub, Herrlichkeit zu Herrlich­keit und Leben zum Lebendigen Gott und zu einem wahrhaft unvergänglichen Bild des voll­kommen gewordenen Geistes. Hier schlafen die Heiligen und hier werden sie auferstehen. Ein christliches Land wird dann ein großes Schauspiel sein, wenn die Erde so bleibt, wie sie ist; wenn heilige Orte die Gottesverehrer entsenden, die durch Geschlechter darin Wache gehalten haben, harrend eine lange Nacht auf die strahlende An­kunft Christi! Und ist dem so, wie müßten unsere Gedanken fromm und gehalten sein, wenn wir Kirchen betreten! Gott ist zwar überall und Seine Engel gehen hin und her; können sie aber wür­diger in ihrer herablassenden Fürsorge um den Menschen sich mühen als dort, wo gute Menschen schlafen? Bei der Kommunionfeier verherrlichen wir Gott zusammen mit den Engeln und Erzengeln und der ganzen himmlischen Gemeinschaft. Sicher liegt darin eine tiefere Bedeutung als wir wissen; wie „furchtbar“ käme uns dieser Ort vor, wenn unsere Augen geöffnet würden, wie die Augen des Dieners des Elisäus! „Dies ist nichts anderes als das Haus Gottes und die Pforte des Himmels“ (Gn 28, 17).

Andererseits, wenn der tote Leib der Christen so ehrwürdig ist, ist es ohne Zweifel auch der le­bende. Da der erstere seine Segnungen im Leben empfangen hat, deshalb hat er sie auch in seinem Schlummer. Wer seinen eigenen Leib nicht als etwas dem Herrn Heiliges ehrt, kann zwar die Toten ehren, aber es ist dann ein bloßer Aber­glaube, nicht ein Akt der Frömmigkeit. Es wird einem Menschen nichts nützen, heilige Orte zu ehren (so richtig das auch ist), wenn er nicht sich selbst ehrt. Erwägt, was es bedeutet, Teilnehmer am Leib und Blut Christi zu sein. Wir bitten Gott in der Sprache unserer Kirche, daß „unsere sün­digen Leiber rein werden mögen durch Seinen Leib“; und wir haben die Verheißung der Schrift, daß unser Leib Tempel des Heiligen Geistes sein wird. Wie sollten wir also bemüht sein, ihn von aller Sünde zu reinigen, auf daß er wahres Glied Christi sei! Nach den Worten der Schrift wartet die Gefahr der Krankheit und des Todes auf die unwürdige Teilnahme am Herrenmahl. Ist das verwunderlich, wenn man die unverständliche Sünde betrachtet, diese Speise in einen durch willentlichen Ungehorsam geschändeten Leib auf­zunehmen? Alles, was ihn befleckt, Ausschweifung oder ein anderes Laster, alles, was ungeziemend ist, alles, was unehrerbietig ist Demjenigen gegen­über, der unseren Leib erkauft hat um einen hohen Preis, muß beseitigt werden (vgl. 1 Kor 6,20). Hört des heiligen Paulus Worte, „Christus, der von den Toten auf­erstanden ist, stirbt nicht mehr … In gleicher Weise sollt auch ihr überzeugt sein, daß ihr der Sünde abgestorben seid … Lasset daher die Sünde nicht herrschen in eurem sterblichen Leib, so daß ihr seinen Gelüsten gehorchet“ (Röm 6,912). „Wenn der Geist Desjenigen, der Jesus von den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird Der, der Christus von den Toten erweckt hat, auch eure sterblichen Leiber beleben um Seines Geistes willen, der in euch wohnt … Wenn ihr mit dem Geist die Werke des Leibes tötet, werdet ihr leben“ (Röm 8,11.13).

Wirket daher, meine Brüder, zusammen mit Gott an diesem Werk eurer Erlösung. Während Er euch nährt, bereitet euch für das himmlische Fest; „unterscheidet den Leib des Herrn“ (1 Kor 11, 29), wenn er euch vorgesetzt wird, und nachher be­wahrt ihn geziemend. Sammelt Jahr um Jahr diesen Samen des Lebens in euch und glaubet, daß er dereinst Frucht bringt. „Glaubet, daß ihr es erhaltet, so wird es euch werden“ (Mk 11, 24). Herrlich wird in der Tat der Frühling der Auf­erstehung sein, wenn alles, was vertrocknet und verwelkt schien, hervorsprießen und blühen wird. Die Herrlichkeit des Libanon wird ihm verliehen, die Erhabenheit des Karmel und Saron (Is 35, 2); Zypressen statt des Dorngestrüppes, die Myrte statt der Nessel (Is 55, 13); und die Berge und Hügel werden vor uns ihren Lobgesang er­schallen lassen. Wer möchte in dieser Gemein­schaft fehlen? Als elende Geschöpfe werden dann die erscheinen, die jetzt sich eine Zeit lang an den Freuden der Sünde ergötzen; elend, die ihrem Eigenwillen folgen, anstatt im Glauben zu wandeln; die jetzt müßig sind, anstatt zu ver­suchen, Gott zu dienen, die sich den Eitelkeiten der Welt hingeben oder über Religion spotten oder die freiwillig in der erkannten Sünde ver­harren, die in Zorn oder Bosheit oder Stolz oder Geiz leben, die sich nicht fortwährend bemühen, besser und heiliger zu werden, und die sich fürch­ten, als Christen sich zu bekenne ihr Kreuz auf sich zu nehmen und Christus nachzufolgen. Möge der Herr in Seiner Güte uns alle willig machen, Ihm zu folgen! Möge Er die Schläfer aufwecken und sie erstehen lassen zu einem neuen Leben hier, damit sie erben mögen Sein ewiges Reich hiernach!

John Henry Newman, Deutsche Predigten I, 21, Schwabenverlag 1948, 305-316