O mein Gott und Herr, was wird das für ein Tag sein…

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Oh, wird je der Tag kommen, wo auch ich zugelassen werde, um die Zeichen unserer Erlösung zu küssen und zu betrachten? Welch ein Tag, wenn ich von Ungerechtigkeit und Sünde vollständig gereinigt bin und gewürdigt werde, mich meinem menschgewor­denen Gott in seinem erhabenen Palast ewigen Lich­tes zu nahen! Welch ein Morgen, wenn alle Leiden des Fegfeuers überstanden sind und ich Dich zum er­sten Male mit eigenen Augen schaue. Dich von Ange­sicht zu Angesicht sehe, Deine Augen und Deinen gnadenreichen Mund ohne Zagen betrachte und dann voll Freude mich niederwerfe, um Deine Füße zu küs­sen und in Deinen Armen zu ruhen!

O meine einzige wahre Liebe, Du einziger Liebhaber meiner Seele, Dich will ich jetzt lieben, daß ich einstens Dich lieben kann. Welch ein Tag, welch langer Tag ohne Abend, der Tag der Ewigkeit, wenn ich so ganz anders sein werde als jetzt, wo ich einen sterblichen Leib in mir fühle, verwirrt und abgelenkt werde durch tausend Gedanken, die mir alle den Himmel rauben wollen!

O mein Gott und Herr, was wird das für ein Tag sein, wenn alle Sünden von mir genommen sind, lässliche und schwere, wenn ich vollkommen und rein und wohl­gefällig vor Dir stehe und imstande bin, Deine Ge­genwart zu ertragen, ohne vor Deinen Augen zurück­zuschrecken, ohne vor den reinen Blicken der Engel und Erzengel zu zittern, wenn ich in ihrer Mitte stehe und sie rings um mich!

Seliger John Henry Newman

aus: Betrachtungen und Gebete, München 1952, pp. 167-168.