Das Verborgene und Plötzliche göttlicher Heimsuchungen

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10. Predigt (Fest Mariä Reinigung)

„Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerem Gepränge“ (Lk 17, 20).

Wir feiern heute die Darstellung Christi im Tempel, wie das mosaische Gesetz sie vorschreibt und wie sie im dreizehnten Kapitel des Buches Exodus und im zwölften des Buches Leviticus beschrieben ist. Beim Auszug der Israeliten aus Ägypten wurden die Erstgeborenen der Ägypter (wie wir alle wissen) vom Tod heimgesucht, „vom Erstgeborenen des Pharao, der auf seinem Throne saß, bis zum Erstgeborenen des Gefangenen, der im Kerker war; und die ganze Erstgeburt des Viehes“ (Ex 12,29). Demgemäß wurde in dankbarer Erinnerung an diese Vernichtung und die eigene Befreiung jeder männliche erstgeborene Israelit Gott geweiht; desgleichen jede Erstgeburt des Viehes. Später wurden die Leviten an Stelle der Erstgeborenen als Gottes besonderes Eigentum ausgewählt (Anm. 1: Nm 3, 12.13.); aber immer noch wurden die Erstgeborenen feierlich zu einer bestimmten Zeit nach ihrer Geburt in den Tempel gebracht, Gott dargestellt und dann um ein gewisses Entgelt eingelöst oder losgekauft. Zu gleicher Zeit wurden für die Mutter bestimmte Opfer dargebracht zu ihrer Reinigung nach der Geburt eines Kindes. Daher wird der heutige Festtag zur Erinnerung an Christi Darstellung im Tempel gewöhnlich Mariä Reinigung genannt.

Unser Heiland wurde ohne Sünde geboren. Seine Mutter, die allerseligste Jungfrau Maria, hatte kein Opfer nötig, da sie keiner Reinigung bedurfte. Im Gegenteil, es war gerade diese Geburt des Gottessohnes, die das ganze Frauengeschlecht heiligte und den Fluch in einen Segen wandelte. Trotzdem, wie Christus Selbst gewillt war, „jegliche Gerechtigkeit zu erfüllen“ (Mt 3,15), allen Vorschriften des Bundes, unter dem Er geboren war, zu gehorchen, so unterwarf sich in gleicher Weise Seine Mutter Maria dem Gesetz, um es zu ehren.

Das Ereignis in der Kindheit unseres Heilandes, das wir heute feiern, ist also folgendes: Seine Darstellung im Tempel, da Seine jungfräuliche Mutter nach der Vorschrift gereinigt wurde. Zugleich wurde es denkwürdig durch die Lobpreisungen von Simeon und Anna, denen Er Sich damals offenbarte. Außer diesen gab es andere, die „in Jerusalem auf die Erlösung warteten“ (Lk 2,38), die auch gewürdigt wurden, den Heiland als Kind zu sehen. Aber die Hauptbedeutung dieses Ereignisses bestand darin, daß es die Erfüllung einer Weissagung war. Malachias hatte den Besuch des Herrn in Seinem Tempel mit folgenden Worten angekündigt: „Der Herr, den ihr sucht, wird plötzlich zu Seinem Tempel kommen“ (Mal 3,1): Worte, die zwar verschiedentlich in Erfüllung gingen während Seiner öffentlichen Wirksamkeit, doch ihre erste Erfüllung in der schlichten, heute erwähnten Zeremonie fanden. Wenn wir die Erhabenheit der Voraussage erwägen und das Unauffällige dieser Erfüllung, werden wir veranlaßt, über Gottes Wege nachzusinnen und daraus nützliche Lehren für uns selbst zu ziehen. Das ist die Betrachtung, die ich über den Inhalt dieses Festes zu machen beabsichtige.

Heute werden wir, meine ich, an den geräuschlosen Lauf der Vorsehung Gottes erinnert – an Seine stille Ausführung von großen, lange geplanten Ereignissen im natürlichen Verlauf der Dinge; und ferner an das Plötzliche und Verborgene Seiner Heimsuchungen. Erwäget, worin das vorliegende Ereignis besteht. Ein kleines Kind wird zum Tempel getragen wie alle erstgeborenen Kinder. Soweit liegt hier nichts Ungewöhnliches oder Überraschendes vor. Seine Eltern sind bei ihm, arme Leute, die als Opfer Turteltauben oder Tauben für die Reinigung der Mutter darbringen. Ihnen begegnet im Tempel ein alter Mann, der das Kind auf seine Arme nimmt, Gott danksagt und die Eltern glücklich preist; dann gesellt sich zu ihnen eine Frau von hohem Alter, eine Witwe von 84 Jahren, die zu keiner nützlichen Arbeit mehr fähig war und nur eine geeignete Beute für den Tod zu sein schien. Sie sagt ebenfalls Dank und spricht über dieses Kind zu anderen Leuten, die gegenwärtig sind. Dann ziehen sich alle zurück.

Es liegt darin offensichtlich nichts Großes oder Eindrucksvolles; nichts, das die Gefühle erregt oder die Einbildungskraft weckt. Wir wissen, was die Welt von einer solchen Gruppe, wie ich sie geschildert habe, denkt. Gleichgültig schaut sie auf die infolge Alters oder Jugendlichkeit Schwachen und Hilflosen und geht daran vorüber. Jedoch alles, was sich zutrug, war wirklich die feierliche Erfüllung einer alten und nachdrücklichen Weissagung. Das Kind auf den Armen war der Heiland der Welt, der rechtmäßige Erbe, der in der Verkleidung eines Fremdlings kam, um Sein eigenes Haus zu besuchen. Die Schrift hatte gesagt: „Der Herr, den ihr suchet, wird plötzlich zu Seinem Tempel kommen: aber wer kann den Tag Seiner Ankunft ertragen, und wer kann bestehen, wenn Er erscheint?“ Er hatte nun Besitz ergriffen. Und weiter, der Greis, der das Kind auf seine Arme nahm, war erfüllt mit den Gaben des Heiligen Geistes, es war ihm vor seinem Tod der glückselige Anblick seines Herrn verheißen worden, er kam auf himmlische Führung hin in den Tempel und nun trug er unaussprechliche Gedanken der Freude, Dankbarkeit und Hoffnung in sich, seltsam vermischt mit Schauer, Furcht, schmerzlicher Verwunderung und „Bitterkeit des Geistes“ (Ez 3,14). Auch Anna, die Frau von vierundachtzig Jahren, war eine Prophetin; und die Umstehenden, zu denen sie sprach, waren das wahre Israel, die gläubig nach der geweissagten Erlösung der Menschheit ausschauten. Es waren Leute, die (nach den Worten der Weissagung) „suchten“ und im voraus „sich freuten“ an dem „Boten“ (Mal 3,1) des Bundes der Erbarmungen Gottes. „Die Herrlichkeit dieses letzteren Hauses wird größer sein als die des früheren“ (Apg 2,10), war die in einer anderen Weissagung gemachte Ankündigung. Siehe die Herrlichkeit: ein kleines Kind und seine Eltern, zwei betagte Leutchen und eine Anzahl solcher ohne Namen oder Nachruhm. „Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerem Gepränge.“

Das ist von jeher die Art Seiner Heimsuchungen gewesen, in der Vernichtung Seiner Feinde so gut wie in der Befreiung Seines eigenen Volkes: still, plötzlich, unvorhergesehen, was die Welt angeht, obwohl vorausgesagt im Angesicht aller Menschen und in ihrer Art von Seiner wahren Kirche verstanden und erwartet. Eine solche Heimsuchung war die Sintflut; Noe, ein Künder der Gerechtigkeit, aber die Menge der Sünder in verdienter Verblendung. „Sie aßen, sie tranken, sie heirateten, sie verheirateten bis zu dem Tag, an dem Noe in die Arche ging. Die Flut kam und vertilgte sie alle“ (Lk 17,27). So war der Untergang von Sodoma und Gomorrha. „Es wird ebenso gehen wie in den Tagen Lots; sie aßen, sie tranken, sie kauften, sie verkauften, sie pflanzten und bauten; am nämlichen Tage aber, da Lot aus Sodoma fortging, regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel und vertilgte sie alle“ (Lk 17, 28. 29). Ferner, „Pharaos Reiterei ging mit ihren Wagen und Reitern ins Meer, und der Herr ließ über sie die Wasser des Meeres zurückfluten“ (Ex 15, 19). Auch die Vernichtung des Sennacherib vollzog sich schweigend und plötzlich, als sein gewaltiges Heer es am wenigsten erwartete: „Der Engel des Herrn zog aus und streckte im Lager der Assyrer 185000 Mann nieder“ (Is 37, 36). Belsazar und Babylon wurden inmitten des Festes, das der König seinen tausend Großen gab, überrascht. Während Nabuchodonosor sich rühmte, wurde er plötzlich seiner Vernunft beraubt. Während die Menge mit gottloser Schmeichelei bei der Rede des Herodes schrie, „schlug ihn der Engel des Herrn, weil er nicht Gott die Ehre gab“ (Apg 12, 23). Ob wir das erste oder letzte Gericht über Jerusalem nehmen, beide Heimsuchungen wurden als plötzlich vorausgesagt. Von der ersteren hatte Isaias erklärt, „sie käme plötzlich, in einem Augenblick“ (Is 30, 13), von der letzteren Malachias, „der Herr, den ihr suchet, wird plötzlich zu Seinem Tempel kommen“. Und so wird auch Seine letzte Heimsuchung der ganzen Erde sein: die Menschen werden in der Stadt und auf dem Land bei ihrer Arbeit sein und sie wird sie einholen wie eine Gewitterwolke. „Zwei Frauen werden miteinander mahlen, die eine wird aufgenommen, die andere zurückgelassen werden. Zwei Männer werden auf dem Felde sein; der eine wird aufgenommen, der andere zurückgelassen werden“ (Lk 17, 35. 36).

Es kann trotz der immer so eindeutigen Warnungen unmöglich anders sein, wenn man erwägt, wie es in jedem Zeitalter in der Welt zugeht. Menschen, die in den Geschäften des täglichen Lebens aufgehen, können alles in allem ihren Weg und ihr Ziel nicht beurteilen. Sie verwechseln große Ereignisse mit kleinen und messen die Bedeutung der Dinge gleichsam nach dem Augenschein, mit dem bloßen Maßstab der Nähe oder Ferne. Nur aus der Ferne kann einer die Umrisse und die Züge eines ganzen Landes erkennen. Allein der heilige Daniel, einsam unter den Großen, oder Elias, der Einsiedler vom Berge Karmel, können Baal widerstehen oder die Zeit der göttlichen Vorsehung unter den Völkern voraussehen. Für die Menge nehmen alle Dinge ihren Weg bis zum Ende, wie sie von Beginn der Schöpfung an waren. Die Staatsgeschäfte, die Strömungen in der Gesellschaft, die Natur in ihrem Lauf nehmen ihren Weg wie immer bis zum Augenblick der Ankunft Christi. „Die Sonne ging über der Erde auf“ (Gn 19, 23), strahlend wie gewöhnlich, an jenem Tag des Zornes, da Sodoma zerstört wurde. Die Menschen können nicht glauben, daß ihre eigene Zeit eine besonders schlimme sei; denn weil sie die Schrift nicht aufmerksam gelesen und ihre Herzen nicht in die Schule der Heiligkeit genommen haben, können sie keinen vergleichenden Maßstab anlegen. Sie lassen sich durch keinerlei Drangsal oder Verwirrung warnen. Das bringt sie vielmehr dazu, ihre irdischen Ursachen zu erforschen und die möglichen Heilmittel zu finden. Sie betrachten sie als die Gegebenheiten dieser Welt, die notwendigen Folgen gewisser gesellschaftlicher Zustände. Als die Macht Assyriens groß wurde, hatten die Juden, so möchten wir annehmen, einen klaren Ruf zur Buße. Weit davon entfernt; sie wurden dazu verleitet, Macht gegen Macht aufzureizen: gegen Assyrien nahmen sie ihre Zuflucht zu Ägypten, ihrem alten Feind. Wahrscheinlich steigerten sie sich in eine nationale Idee hinein, die sie für besonnen, klug und ermutigend ansahen. Vielleicht mochten sie in dem Wachstum Assyriens eher einen Vorteil als einen Nachteil sehen, da es ein Gleichgewicht gegen die Macht Ägyptens herstellte und so zu ihrer eigenen Sicherheit führte. Gewiß, wir sehen sie ein Bündnis schließen, zuerst mit dem einen Königreich und dann mit dem anderen, als Menschen, die (wie sie dachten) „die Zeichen der Zeit“ (Mt 16, 4) lesen und politische Weisheit für sich in Anspruch nehmen konnten. So schreitet die Welt voran, bis der Zorn über sie kommt, und dann gibt es kein Entrinnen. „Das Morgen“, sagen sie, „wird sein wie das Heute, nur noch besser“ (Is 56, 12).

Inmitten dieser ihrer Schwelgerei, sei es sinnliche Freude oder Ehrgeiz oder Habsucht oder Stolz oder Selbstüberhebung, ergeht der Befehl zur Zerstörung. Der Befehl ergeht in der Stille. Die Engel und die wenigen Begnadeten auf der Erde hören ihn; aber kein öffentliches Ereignis tritt ein, um die Welt zu warnen. Die Erde wurde zur Flut verurteilt, hundertzwanzig Jahre bevor „der Befehl sich erfüllte“ (Soph 2, 2) oder Menschen davon hörten. Die Wasser Babylons wurden umgeleitet, und der Eroberer zog in die Stadt ein, als Belsazar sein großes Fest hielt. Der Stolz betört den Menschen, und Weichlichkeit und Genußsucht tun ihre Arbeit ungesehen; – wie ein schwelendes Feuer, das eine Zeitlang die äußere Form der Dinge unverändert läßt. Schließlich kann die zerfallene Masse sich nicht mehr zusammenhalten oder sie bricht durch ihr eigenes Gewicht oder auf einen leichten und zufälligen äußeren Stoß hin zusammen. So sagt der Prophet: „Diese Missetat wird euch wie ein Bruchstück sein, das zu stürzen droht, eine Schwellung (oder Ausbuchtung) in einer hohen Mauer, deren Einsturz plötzlich in einem Augenblick kommt“ (Is 30, 13). Dieselbe innere Verderbtheit eines Volkes scheint in den Worten unseres Herrn gemeint zu sein, wenn Er von Jerusalem sagt: „Wo ein Aas ist, da sammeln sich auch die Adler“ (Mt 24, 28).

Gedanken wie die vorhergehenden sind zu allen Zeiten nützlich; denn in jedem Zeitalter ist die Welt gottlos und blind, und Gott verbirgt Seine Vorsehung, führt sie jedoch aus. Diese Gedanken sind aber besonders jetzt angebracht, in dem Maße wie die heutige Zeit mehr als gewöhnlich Zeichen des Stolzes und der verhängnisvollen Blindheit zur Schau trägt. Nur wenige Menschen in England dürften Gnade genug haben, mit einer gewissen Sicherheit vorauszusehen, ob Christus an unseren Türen ist oder nicht; aber daß Er uns alle anruft, uns zu bereiten für Seine Ankunft, ist ganz offensichtlich denen, die Augen und Ohren für religiöse Dinge haben. Wir wollen also diesen Festtag ausnützen, indem wir ihn als den Gedächtnistag Seiner Heimsuchung auffassen. Von den Ereignissen, die er feiert, wollen wir tief in unserem Herzen die Erinnerung daran aufbewahren, wie geheimnisvoll in dieser Welt kleine Dinge mit großen verquickt sind; wie einzelne Augenblicke, ausgenützt oder vergeudet, die Rettung oder den Untergang höchst wichtiger Güter bedeuten. Wenn wir in die Kirche zum Gottesdienst kommen, soll der Gedanke uns beeindrucken, daß jeder derartige Gottesdienst vielleicht wunderbar mit einem Seiner ewigen, vor unserer Geburt verkündeten Ziele verknüpft sein und seine bestimmte Bedeutung für unser ewiges Wohlergehen haben kann; fürchten wir uns, den Heiland zu verfehlen, während Simeon und Anna Ihn finden. Seien wir dessen eingedenk, daß Er Sich nicht wieder im Tempel offenbarte, ausgenommen einmal in den dreißig Jahren, während eine ganze Generation, die bei Seinem ersten Besuch am Leben war, in der Zwischenzeit wegstarb. Nehmen wir diesen Gedanken in unsere tägliche Lebensführung hinein, daß vielleicht unsere Hoffnung auf Rettung schließlich wesentlich davon abhängen kann, ob wir diese oder jene augenblickliche Sünde meiden. Ferner wollen wir aus den Ereignissen des Festtages Trost schöpfen, wenn wir infolge der Lage der Kirche verzagen. Wir sehen vielleicht kein Zeichen Gottes; wir sehen weder Prophet noch Lehrer, der Seinem Volke verbleibt; Dunkelheit kommt über die Erde und kein widersprechender Laut ist vernehmbar. Doch zugegeben, es sei gerade die schlimmste Zeit, so wußte immerhin die Zeit, da Christus im Tempel dargestellt wurde, genauso wenig davon, wie sie jetzt von Seiner Vorsehung weiß. Im Gegenteil, je schlimmer unsere Lage ist, umso näher ist die Ankunft unseres Befreiers. Auch wenn Er schweigt, zweifelt nicht, daß Sein Heer uns zu Hilfe eilt. Er kommt durch das Firmament und hat Sein Heerlager gerade im Weichbild unserer eigenen Welt. Ja, obwohl Er noch eine Weile den Platz zu Seines Vaters Rechten einnimmt, sieht Er doch sicher alles, was vor sich geht, und wartet und wird Seine Stunde der Rache nicht verfehlen. Soll Er Seine eigenen Auserwählten nicht hören, wenn sie Tag und Nacht zu ihm rufen? Sein Gebets- und Lobgottesdienst geht weiter und wird von der Menge verachtet. Tag auf Tag, Fest auf Fest, Fasten auf Fasten, Festkreis auf Festkreis folgen einander gemäß Seiner Anordnung, und man verachtet sie. Aber je länger Sein Aufschub, umso schrecklicher wird Seine Vergeltung und umso vollständiger wird die Befreiung Seines Volkes sein.

Möge der gütige Herr Seine Kirche in dieser Stunde ihrer Gefahr retten, wenn der Satan zu entkräften und zu verderben sucht, wo er nicht offen anzugreifen wagt! Möge Er Werkzeuge Seiner Gnade erwecken, die, „nicht unkundig der Pläne“ des Bösen (2 Kor 2, 11), mit sehenden Augen und starken Herzen und kräftigen Armen den einmal den Heiligen anvertrauten Schatz des Glaubens verteidigen und ihre schlummernden Brüder aufwecken und aufschrecken! „Um Sions willen werde ich nicht schweigen und um Jerusalems willen mir keine Ruhe gönnen, bis die Gerechtigkeit aufgeht wie Lichtglanz und das Heil wie eine brennende Lampe . . . Ihr, die ihr den Herrn erinnern sollt, schweiget nicht und lasset Ihm keine Ruhe, bis Er Jerusalem wiederhergestellt und es zum Ruhm auf der Erde macht . . . Ziehet aus durch die Tore: bahnet dem Volk den Weg; bauet, bauet die Landstraße, machet sie von Steinen frei. Pflanzet auf ein Banner für die Völker“ (Is 62, 1. 6. 7. 10). So wendet Sich der Allmächtige an Seine „Wächter auf den Mauern Jerusalems“; und zu der Kirche selbst sagt Er zu unserem großen Trost: „Keine Waffe, die wider dich geschmiedet wird, hat ein Gelingen, und jede Zunge, die im Gericht sich gegen dich erheben wird, wirst du verdammen. Dies ist das Erbe der Diener des Herrn, und ihre Rechtschaffenheit kommt von Mir, spricht der Herr“ (Is 54, 17).

Dt. Predigten, II, 10:  2. Februar 1831