Das verbindende Prinzip der Einheit

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… Wenn man uns fragt: „Wo ist die Kirche ?“ so kann ich nur antworten: „Wo sie war.“ – Die Kirche ist nur, solange sie eine ist; denn sie ist eine Individua­lität wie Er, der sie beseelt und erfüllt.

Moz. II 400 (16.7.1842)

… In diesen schlimmen Zeiten ist es für alle Katholiken notwendig, sich zu erinnern, dass diese Lehre von der Individualität und der Persönlichkeit der Kirche nicht nur eine bloß allgemein übliche Auffassung oder eine Meinung ist, die wir nach Belieben aufrechterhalten können oder nicht, sondern dass sie eine grundlegende und notwendige Wahrheit darstellt.

Diff. II 236 (27.12.1874)

Er [Christus] ist das einzige in sich selbst be­stehende Prinzip in der christlichen Kirche, und alles andere ist nur ein Teil oder eine Erklärung desselben… Im Evangelium gibt es nur einen eigentlichen Priester, Propheten und König, einen Altar, ein Opfer, ein Haus Gottes. Einheit ist sein charakteristisches Sakrament; alle Gnade fließt aus einem Haupt, und alles Leben kreist in den Gliedern des einen Leibes. Und was für Priester und Opfer gilt, das gilt auch für gerechte und heilige Menschen. Es ist gerade ihr Vorrecht, so in Christus hin­eingenommen zu sein und in Ihm zu leben, dass bereits im vergänglichen Leben „ihr Sein“ in Gott geborgen ist.

Jfc. 198 (1838)

… Die katholische Kirche ist die ganze Zeit hin­durch eine geblieben… Dies wurde bewirkt durch den Glauben, der nicht nur der Anfang alles wohlgefälligen Dienens, sondern das bindende Prinzip der Kirche ist. „Das ist der Sieg, der die Welt besiegt hat: unser Glaube.“ (1 Joh 5,4)

S.N. 76 (27.4.1851)

Es ist nicht so, als dränge die Kirche den Glauben auf, sondern der Glaube verpflichtet die Menschen, die Kirche anzunehmen. „Ihr habt die Salbung von dem, der heilig ist, und ihr alle wisst es.“ (1 Joh 2,20) „Ihr braucht euch von niemand belehren zu lassen.“ (1 Joh 2,27)

S.N. 77 (27.4.1851)

… Die Kirche ist eine, und zwar nicht nur im Glau­ben und in der Sittenlehre, denn Schismatiker können genau dasselbe bekennen, sondern sie ist eine, wo überall in der ganzen Welt sie auch ist, und sie ist nicht nur eine, sondern ein und dieselbe, zusammengehalten durch ihre eine Regierung und Disziplin, durch dieselbe Litur­gie, dieselben Sakramente, dieselben Gebräuche und durch denselben einen Hirten.

Diff. II 236 (27.12.1874)

…Unser Erlöser betet, dass wir eins seien in Liebe und Tat… Ich möchte die Notwendigkeit christlicher Einheit auf eine besondere Stiftung unseres Herrn stützen. Die Grundlage dieser Einheit ist das Sakrament der Taufe. Offensichtlich ist die Taufe ein sichtbarer Ritus; und der hl. Paulus sagt uns, dass durch sie jeder, der getauft wird, in einen bereits bestehenden Leib eingegliedert wird. Er spricht vom sichtbaren Leib der Christen, wenn er sagt: „Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen“ (1 Kor 12, 13)

P.S. VII 235 (8. ,15.,22.11.1829)

… Die göttliche Taufe, durch die Gott uns besucht, durchdringt ganz unsere Seele und unseren Leib. Sie lässt keinen Teil von uns ungereinigt und ungeheiligt. Sie nimmt den ganzen Menschen für Gott in Anspruch. Jeder Geist, der sich mit weniger zufrieden gibt, der uns nicht zu vollkommener Selbsthingabe und Ergebung führt, der etwas uns selbst vorbehält, der unserem Eigenwillen nachgibt, der diesem oder jenem natürlichen Hang, dieser oder jener Neigung schmeichelt, der nicht auf Festigkeit des religiösen Charakters abzielt, ist nicht aus Gott. Der himmlische Einfluss, den Er uns geschenkt hat, ist im Herzen jedes einzelnen so innerlich gegenwärtig und so durchdringend – so katholisch – wie in der Welt im Großen… So muss das Herz eines jeden Christen im Kleinen die katholische Kirche darstellen, da ein Geist sowohl die ganze Kirche wie auch jedes ihrer Mitglieder zu Seinem Tempel heranbildet.

S.D. 131.132 (4.6.1843)

…Das kennzeichnende Merkmal des Einflusses des Hl. Geistes besteht darin, dass Seine Wirkung überall die gleiche ist, dass sie schweigsam, stufenweise voran­schreitend sich entfaltet und alles durchdringt und nicht gewaltsam, jäh, verkrampft, parteiisch oder absondernd wirkt… Jeglicher Geist, der erklärt, zu uns allein zu kommen und nicht auch zu den anderen, der keinen An­spruch darauf erhebt, den Leib der Kirche zu allen Zeiten und an allen Orten bewegt zu haben, kommt nicht von Gott, sondern ist ein privater Geist des Irrtums.

S.D. 130 (4.6.1843)

Gottes Geist wohnt in der katholischen Kirche und hat die ganze Welt heimgesucht. Neue Glaubensbekenntnisse, private Ansichten, selbsterdachte Gebräuche sind nur Täuschungen… Heftigkeit, Lärm, Verwirrung sind keine Eigenschaften jener wohltuenden Flut, mit der Gott die Erde erfüllt hat. Der Strom der Gnade ist ruhig, majestätisch, sanft in seiner Wirkung. Wenn er je heftig zu sein scheint, ist diese Gewalt durch irgendein Unglück oder eine Unvollkommenheit der irdenen Gefäße verursacht, in die er sich zu ergießen geruht und es ist kein Zeichen des Kommens der göttlichen Macht.

S.D. 130 – 131 (4.6.1843)

Wie [Gottes Geist] die Kirche eins macht, die sich in viele Teile trennen würde, wäre sie sich selbst über­lassen, so macht Er unsere Seele eins trotz ihrer ver­schiedenen Neigungen und Fähigkeiten und ihrer wider­sprüchlichen Ziele. Wie Er der großen Zahl der Völker Frieden verleiht, die von Natur aus in Uneinigkeit mit­einander leben, so gibt Er der Seele eine geordnete Regierung und setzt Vernunft und Gewissen als Herrscher über die niederen Teile unserer Natur ein. Wie Er jeden Stand und jeden Auftrag der Gemeinschaft mit den Grund­sätzen der Lehre Christi durchsäuert, so verbreitet sich der göttliche Sauerteig durch jeden Gedanken des Geistes, jedes Glied des Leibes, bis das Ganze geheiligt ist.

S.D. 132 (4.6.1843)

Der, der das Reich Gottes in seinem eigenen Herzen aufzurichten sucht, fördert es in der Welt.

S.D. 134 (4.6.1843)

… Solange die Christen nicht nach innerer Einheit und Frieden in ihrem eigenen Herzen streben, wird sich die Kirche selbst in ihrer Umwelt niemals in Einheit und Frieden befinden.

S.D. 132 (4.6.1843)