Newman wird zum Kardinal ernannt

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– eine spannende Geschichte.

Von Carlo Snider

I. Newman am Vorabend der Ernennung zum Kardinal

Die Erhebung John Henry Newmans zum Kardinal wird noch in unseren Tagen als abschließende Apotheose seines bewegten Lebens betrachtet. Es wird ihr der Wert einer umfassenden und endgültigen Rehabilitierung Newmans als Theologe zugeschrieben, der viele Jahre hindurch Zielscheibe beharrlicher Anklagen, systematischer Kritik und böswilliger Beschuldigungen war. Bekannt ist das drastische Urteil von Mons. George Talbot[1], dem „Päpstlichen Geheimkämmerer“ von Papst Pius IX.. Talbot war einer der unerbittlichsten Gegner Newmans. Er war hauptsächlich verantwortlich für das lang anhaltende Misstrauen, das man in Rom gegen den großen Konvertiten hegte, und auch für die daraus folgenden Maßnahmen, einschließlich jener schmerzlichen, die seine Rückkehr nach Oxford verhinderte. „Newman“ – so schrieb Talbot an Kardinal Henry Edward Manning[2], den Erzbischof von Westminster, im Bewusstsein, dass er mit dessen Zustimmung rechnen konnte – „ist der gefährlichste Mann Englands.“[3] Trotz der vielen Leiden, die Newman wegen Unverständnis und Feindschaft zu ertragen hatte, blieb er in seiner ganzen Lebenshaltung gläubig und geduldig. In einem Brief vom 8. Januar 1867 an Miss Bowles kam er einmal in folgender Weise darauf zu sprechen: „Die Zeit ist ein großes Heilmittel und der große Rächer allen Unrechts. Wenn wir geduldig bleiben, wird Gott für uns arbeiten. Er arbeitet für diejenigen, die nicht für sich selbst arbeiten.“[4]

Newman wollte sich nie gegen die Vorwürfe verteidigen, die man gegen ihn und seine Schriften vorbrachte, obwohl er von manchen dazu gedrängt wurde. Die Abneigung gegen das Reisen war einer der Gründe, warum er sich nicht nach Rom begeben wollte. Er sah davon ab, weil er von der Nutzlosigkeit einer persönlichen Intervention überzeugt war. Die wohlwollende Haltung, die ihm von den kurialen Behörden entgegengebracht worden wäre, hätte den Anklagen und Anschuldigungen kein Ende bereitet. So geschah es denn auch tatsächlich. Die lobenden Äußerungen von Seiten Pius‘ IX., jene durch Kardinal Alessandro Barnabò[5], dem Präfekten der Kongregation Propaganda Fide, und anderer hochstehender Persönlichkeiten des römischen Klerus[6] wurden von Ambrose St. John und Henry Bittleston gesammelt. Newman hatte diese beiden dazu bestimmt, sein Denken und Tun in den Kreisen der Kurie zu erläutern. Die positiven Stimmen waren ein Zeichen eines günstigen Klimas gegenüber Newman, doch dies alles brachte seine Gegner nicht zum Verstummen.

Die durch Jahre hindurch ertragenen Leiden läuterten die Seele Newmans immer mehr. In seinen Schriften scheint von Zeit zu Zeit der Schmerz durch, wenn er zusehen musste, wie Menschen, die nach der Wahrheit suchten, eine wesentlich reichere Erkenntnis verschlossen blieb oder wie jene Gemeinschaft, in der er nach der Konversion seine Tätigkeit als Lehrer und Priester fortsetzte, bedroht wurde. Sein unbeugsames Gottvertrauen zeigte sich jedoch auch in Augenblicken, in denen er seiner Klage Ausdruck verlieh. Als seine Gegner die Existenz des Oratoriums bedrohten schrieb er folgendes Gebet: „O Herr, lass nicht zu, dass die mir zugefügte Schande dem Werk meines Oratoriums zum Schaden gereicht, für das ich Sorge trage und das ich vertrauensvoll in deine Hände lege, mein Herr.“[7]

Diese Andeutungen genügen, um begreiflich zu machen, wie sehr seine Ernennung zum Kardinal als feierliche Rehabilitierung verstanden worden ist. Es war die volle Anerkennung von Seiten des Heiligen Stuhls: der Rechtgläubigkeit seines Denkens, der unerschütterlichen Treue zur Lehre und zum Lehramt der Kirche, der Bedeutung seiner Tätigkeit als Denker und Lehrer.

Diese Auslegung des Ereignisses ist richtig, hat aber nicht die Absicht, eine andere als zweitrangig erscheinen zu lassen, die im Laufe der Zeit viel deutlicher hervorgetreten ist: Die Verleihung der Purpurwürde an Newman stellt den Ausgangspunkt der Beziehungen zwischen der Kirche und der Kultur der Gegenwart dar. Mit der Wahl von Papst Leo XIII. konnte Newman eine stufenweise Entwicklung in dieser Beziehungen feststellen. Dass Papst Pecci durch die Ernennung des großen Konvertiten eine weitere und entschiedenere Öffnung der Kirche zur Kultur der Neuzeit einleiten wollte, kann man den eigenen Worten des Papstes entnehmen – falls diese tatsächlich so ausgesprochen und genau überliefert worden sind. Zu Giovanni Battista de Rossi[8], der dank seiner langjährigen freundschaftlichen Beziehungen Papst Leo XIII. die Frage zu stellen wagte, welches die Grundlinie seines Pontifikates sein würde, soll dieser geantwortet haben: „Warten Sie ab, bis Sie meinen ersternannten Kardinal gesehen haben. Daran werden Sie das Typische meines Pontifikates erkennen.“ Einzelne Biographen Newmans berichten diese Episode in der Überzeugung, dass der Papst besonders auf Newman angespielt hatte.[9] Eine solche eingeschränkte Auslegung ist jedoch nicht ohne weiteres anzunehmen. Im ersten Konsistorium von Papst Leo XIII. wurden gemeinsam mit Newman neun weitere Kardinäle ernannt. Newman als einfacher Priester konnte in der Reihe der Ernennungen nicht der erste sein. Es ist wohl wahrscheinlicher, dass der Papst einfachhin auf sein erstes Konsistorium verwies. Dies würde allerdings nichts an der Bedeutung ändern, die Papst Leo XIII. dem Kardinalat Newmans geben wollte.

Für den ehemaligen „Fellow“ und „Tutor“ von Oxford war die Wahl von Kardinal Vincenzo Gioacchino Pecci zum Papst ein hoffnungsvolles Zeichen für ruhigere Jahre und ein klareres und besseres Verständnis seines eigenen Wirkens. Newman spürte bereits durch die ersten Entscheidungen den festen Willen des neuen Papstes, die positive Arbeit katholischer Denker zu ermutigen. Nichts ließ aber zu jener Zeit vermuten, welche besonderen Pläne Papst Leo XIII. mit Newman hatte, dem Mann, der nun schon seit vielen Jahres ein zurückgezogenes Leben in Edgbaston und Rednal führte.

II. Erste Stimmen für die Kardinalserhebung Newmans

Das Kardinalat John Henry Newmans bildete die Krönung der wiederholt vorgetragenen Bitten von Vertretern der katholischen englischen Laienschaft, der Heilige Stuhl möge jenes Ansehen Newmans wieder herstellen, das ihm zukomme. Sie brachten den Wunsch zum Ausdruck, Newman die Kardinalswürde zuzuerkennen, um die Bedeutung seines Denkens und die vielen Verdienste seines langen Lebens, die er sich für die katholische Kirche erworben hatte, endlich auf das gleiche Niveau von Anerkennung und moralischer Autorität zu erheben, wie das Denken und das Handeln anderer kirchlicher Persönlichkeiten, die zwar alle würdig, aber nicht im gleiche Maß verdienstvoll waren, um auf diese Weise geehrt zu werden. Auch Kardinal Edward Henry Howard[10] unterstützte diese Initiative, da er ein ehrlicher Bewunderer und aufrichtiger Verteidiger Newmans an der römischen Kurie war. Als er sich im Juli 1878 in London aufhielt, versicherte er sich die Unterstützung seines Cousins, des Herzog von Norfolk. Zusammen mit Marquis von Ripon übernahm dieser die Aufgabe, Kardinal Manning darauf anzusprechen, um ihn dazu zu bewegen, beim Papst den Wunsch der katholischen Laienschaft vorzutragen.[11] Die innere Haltung Kardinal Mannings, der Newman nicht sehr wohl gesonnen war, machte den Auftrag etwas delikat.[12] Aber dieser Schritt war unumgänglich, denn Papst Leo XIII. hätte Newman niemals zum Kardinal ernannt, ohne zuvor die Meinung des Erzbischofs von Westminster einzuholen. Obwohl diese Bitte für den Erzbischof „wie ein Schock“[13] gewesen muss, stimmte er sogleich zu, an den Papst eine Petition zu richten, in der er die Verdienste Newmans für die englischen Katholiken hervorhob.[14] Die Petition wurde Kardinal Howard übergeben, der sie gleich nach seiner Rückkehr nach Rom dem Papst persönlich übergeben sollte.

Die Angelegenheit schien auf das beste eingeleitet zu sein. Umso größer war die Überraschung des Herzogs von Norfolk, als er Anfang Dezember vom Papst in Audienz empfangen wurde und – nachdem er das Anliegen der Kardinalsernennung Newmans erwähnt hatte – erfahren musste, dass aufgrund der längeren Abwesenheit Kardinal Howards von Rom, die Petition von Kardinal Manning noch nicht überreicht worden war. Papst Leo XIII. erklärte sich bereit, den vom Herzog von Norfolk vorgetragenen Wunsch in Erwägung zu ziehen, sobald er die Meinung Kardinal Mannings gehört habe. Aus diesem Grund wandte sich der Herzog von Norfolk erneut an den Erzbischof von Westminster und bat ihn, eine zweite Petition zu verfassen. Es ist weder bekannt, ob diese zweite Petition in Rom jemals eingelangt ist, noch wissen wir, ob Kardinal Howard bei seiner Rückkehr nach Rom dem Papst die vorhergehende überreicht hat. Wie dem auch sei und wie einflussreich die Bitte des Herzogs von Norfolk war, so zeigte sich Papst Leo XIII. auch aufgrund seiner eigenen persönlichen Hochachtung für Newman dazu geneigt, die Petition anzunehmen. Die persönliche Wertschätzung für Newman ließ den Papst dem Druck derjenigen widerstehen, die bis zuletzt versuchten, die Verwirklichung dieser Absichten zu hintertreiben. Im Jahr 1888, als er Lord Selborne in Audienz empfing, der ihm eine Nachricht Newmans überbrachte, erinnerte sich der Papst an die Kraft und Zähigkeit dieses Druckes: „Ach, mein Kardinal! Es war nicht leicht, es war nicht leicht. Man sagte, er sei zu liberal. Aber ich war entschlossen, die Kirche zu ehren indem ich Newman ehrte. Ich habe ihn immer bewundert und bin stolz darauf, dass ich einen solchen Mann ehren konnte.“[15]

III. Das Angebot des Kardinalhutes

Vom Beginn seines Pontifikates an ließ Papst Leo XIII. Newman Zeichen seines herzlichen Wohlwollens zukommen. Die Gesinnung des Papstes wird in einem vertraulichen Brief deutlich, den Kardinalstaatssekretär Lorenzo Nina im Januar 1879 an Kardinal Manning richtete, um ihn zu informieren, dass Papst Leo XIII. beabsichtige, Newman zum Kardinal zu ernennen und um zu erfahren, ob dieser eine solche Würde annehme.[16] Am 29. Januar erhielt Kardinal Manning den Brief und sandte ihn noch am selben Tag an den Bischof von Birmingham, William Bernard Ullathorne OSB, damit dieser den Betroffenen frage, da er sein zuständiger Ordinarius war.[17] Der Bischof, der sich in Oscott aufhielt, lud Newman sogleich zu sich. Da Newman krank war, sandte er seinen Mitbruder, P. Pope. Diesem übergab der Bischof einen Brief, in dem er Newman über die Absichten des Papstes informierte.[18] Newman antwortete Bischof Ullathorne mit einem Brief in lateinischer Sprache, dessen Inhalt Kardinal Nina zur Kenntnis gebracht werden sollte. Darin äußerte er seine Dankbarkeit für das Wohlwollen, das ihm seitens des Papstes entgegengebracht wurde. Er erklärte sich bereit, die hohe Würde anzunehmen, fügte aber hinzu: „Ich bin alt und misstraue mir selbst. Es sind bereits 30 Jahre vergangen, seit ich in nidulo meo, in meinem teuren Oratorium, verborgen und zufrieden lebe. Darum flehe ich Seine Heiligkeit an, mich nicht vom hl. Philipp, meinem Vater und Beschützer, wegzunehmen. Um der Liebe und der Ehrfurcht willen, die eine lange Reihe von Päpsten dem hl. Philipp entgegengebracht haben und um des Vertrauens willen, das sie ihm gegenüber gezeigt haben, bitte ich Seine Heiligkeit inständig, aufgrund meiner schwachen Gesundheit und meiner fast vollendeten 80 Jahre, meines zurückgezogenen Lebens, das ich seit meiner Jugendzeit geführt habe, meiner Unkenntnis fremder Sprachen, meiner Unerfahrenheit in Verpflichtungen dieser Art, auf meinen Wunsch Rücksicht zu nehmen, um mich dort sterben zu lassen, wo ich immer gewohnt habe. Ich weiß um das Wohlwollen seiner Heiligkeit, was könnte ich mir mehr wünschen?“[19]

Diesen Brief brachte Newman am darauffolgenden 3. Februar persönlich nach Oscott und übergab ihn Bischof Ullathorne, der ihn noch am gleichen Tag an Kardinal Manning weiterleitete. Ullathorne fügte diesem Brief ein langes persönliches Schreiben bei, in dem er in ausführlicher Weise die Dankbarkeit des Oratorianers und dessen Wünsche zum Ausdruck brachte.[20] Am 5. Februar schrieb Newman auch an Kardinal Manning, aber in etwas knapperer Form als an Ullathorne.[21] Kardinal Manning hatte den Brief Newmans bereits nach Rom gesandt, ohne diesem jedoch das erklärende Schreiben von Bischof Ullathorne beizulegen. Wenn man jedoch allein den Brief Newmans ohne weitere Erklärungen las, konnte er als höflicher Verzicht auf die angebotene Würde gedeutet werden.

Tatsächlich begann sich die Nachricht vom Verzicht gleichzeitig mit der Nachricht von der Ernennung Newmans zum Kardinal zu verbreiten. Da sie ursprünglich aus dem Umfeld der erzbischöflichen Kurie kam, verstärkte sich die Überzeugung, dass es sich um eine Intrige des Kardinals von Westminster handelte, der die Ehrung Newmans zu verhindern suchte. Aufgrund der Befürchtung, dass eine solche Nachricht in Rom einen negativen Eindruck hervorrufen könnte, entschloss sich Bischof Ullathorne am 11. Februar, direkt an Kardinal Nina zu schreiben und legte ihm die Kopie seines Briefes vom 3. Februar an Kardinal Manning bei. Dies war eine angemessene um nicht zu sagen notwendige Entscheidung, zumal inzwischen Kardinal Manning, der vom Papst gerufen und nach Rom abgereist war, von der Ablehnung Newmans überzeugt war. Er bestätigte dies in einem Brief, den er von Paris aus an den Herzog von Norfolk sandte. Der Herzog, dem Newman auf ganz andere Weise geschrieben hatte, war jedoch von dieser Verzichtserklärung nicht überzeugt. Er bestand mit einer gewissen Nachdrücklichkeit darauf, von Manning zu erfahren, aus welcher Quelle dieser eine solche Nachricht erhalten habe. Er machte den Kardinal auf die Verwirrung aufmerksam, die dieses Geschehnis in England hervorrufen würde, und auf den möglicherweise zurückbleibenden Eindruck, dass die Ehre, die Newman zugedacht war, nicht geschätzt worden sei.[22] Norfolks Brief erreichte Manning in Rom und hatte eine positive Wirkung. Manning war überzeugt, dass er Newmans Antwort schlecht interpretiert hatte. Er fühlte sich nun gewissermaßen verpflichtet, sich für Newman einzusetzen. So geschah es denn auch. Nachdem er gegenüber Papst Leo XIII. den Sachverhalt klargestellt hatte, informierte Kardinal Manning am 25. Februar brieflich und am 27. Februar telegraphisch Bischof Ullathorne, dass die Ernennung Newmans zum Kardinal nunmehr eine sichere Sache sei.[23]

IV. Die Ernennung Newmans zum Kardinal in der öffentlichen Meinung

In der Zwischenzeit verbreitete die englische Presse Kommentare verschiedenster Art. „The Times“ begann am 18. Februar mit der Meldung, dass Papst Leo XIII. entschieden habe, Newman zum Kardinal zu erheben, Newman jedoch abgelehnt hätte. Für den „Guardian“ vom 19. Februar „hätte die Kardinalswürde Dr. Newman nicht zu einem größeren Mann gemacht“. Gemäß der „Pail Mail Gazzette“ „hofften die Ultramontanen, dass die Kardinalsernennung eine Erfindung der Presse sei“. „The Spectator“ vom 22. Februar war der Meinung, dass „falls Newman angenommen hätte, er gezeigt hätte, dass Rom jene Strömung nicht demütigen wollte, die die Vorgangsweise des Konzils nicht sympathisch fand“. Unter dem Titel Coronatus, non pileatus bemerkte der „Punch“ vom 1. März, dass der Kardinalshut Newman nicht geehrt hätte, sondern im Gegenteil Newman den Kardinalshut ehren würde. Es wäre nicht gut gewesen, Newman und Manning in den gleichen Rang zu erheben.[24]

Die Verbreitung dieser Artikel bewirkte eine Flut von Briefen, die bei Newman eintraf, zum Teil Glückwünsche zu seiner Erhebung zum Kardinal, zum Teil Tadel wegen der scheinbaren Ablehnung. Von allen Seiten verlangte man von ihm Informationen oder Erklärungen. Newman sowie auch jene, die von Amts wegen auf dem Laufenden waren, mussten hinsichtlich der Entscheidung des Papstes Zurückhaltung wahren. Somit befand er sich in einer sehr delikaten Situation.

V. Manning und Newman

Die Haltung Mannings trug das Ihre zu dieser verwirrenden Situation bei. Obwohl er nach außen die Sache unterstützte, zeigte er sich Newman gegenüber ziemlich kühl, sowohl in den Tagen vor der Erhebung zum Kardinal, als auch nachher. Es ist bezeichnend, dass er erst am 19. Mai, also sieben Tage nach der Ernennung zum Kardinal, die Glückwünsche des englischen Episkopates übermittelte. Mannings Biograph allerdings vergisst nicht daran zu erinnern, dass auch Newman sich nicht als sehr warmherzig gezeigt hatte, als Manning Kardinal wurde.[25] Neun Jahre nach der Verleihung des Purpurs an Newman war Mannings Urteil noch immer hart. Im Jahre 1888, als er Bischof Ullathorne vorwarf, mit solchem Eifer die Kardinalswürde des Konvertiten aus Oxford unterstützt zu haben, ließ er sich zu den folgenden Worten hinreißen: „Sie kennen Newman nicht so gut, wie ich ihn kenne. Er lässt Sie tanzen, wie er will. Er betrügt Sie mit ausgewählten Worten und verwendet seine Logik mit einer solchen Raffinesse, dass Sie sich in Ihrer Unschuld hintergehen lassen. In dieser Hinsicht sind Sie ihm nicht gewachsen.“ Ullathorne kommentierte diesen Ausbruch Mannings, indem er bemerkte, dass gerade Manning Newman nicht gleichkomme und sich ihm gegenüber besonders misstrauisch zeige. Ullathorne versuchte ihn davon zu überzeugen, dass es auf der ganzen Welt keinen loyaleren Menschen gebe als Newman.[26] Ullathorne hielt sich auch mit seinem Urteil über Manning nicht zurück. In dem bedeutenden Erzbischof von Westminster sah er vor allem den prunkvollen Kirchenfürsten, den sozialen Reformer – der Newman nicht war – aber nicht den Mann des Studiums und der Wissenschaft – wie Newman.

Wir müssen Manning verstehen. Sein unversöhnlicher geistiger und intellektueller Standpunkt, die Erfahrungen, die ihn von der Anglikanischen zur römisch-katholischen Kirche führten, die unleugbaren Früchte, die er durch viele Jahre in der eifrigen und gewissenhaften Ausübung des kirchlichen Amtes erntete, dies alles machte ihn dazu geneigt, in der Erhebung Newmans zum Kardinal eine schmerzhafte Bestätigung einer Auffassung von Kirche zu sehen, die er stets als gefährlich bekämpft hatte. Es fehlten auch jene Stimmen nicht, die Newman mit Gregor von Nazianz und Manning mit Basilius dem Grossen verglichen. Aus der Perspektive dieses Vergleichs beurteilten sie dann auch das unterschiedliche Verhalten des „Gregor von Oxford“ und des „Basilius von Westminster“. Newman erscheint als der Typ des Intellektuellen, der von seinen eigenen Auffassungen eingenommen ist, der aus Skrupel und Scharfsinn dazu neigt, an dem zu zweifeln, was ihn anzieht, der seinen eigenen Postulaten misstraut und so den Ast, auf den er sich gesetzt hat, absägt. Manning hingegen ist in wahrsten Sinne des Wortes der Mann der Tat. Für ihn sind Ideen keineswegs „Figuren eines außerordentlich feinen und komplizierten Spiels“, sondern „Grundlagen, auf denen man aufbauen muss“. Ein Mensch wie Manning konnte mit den intellektuellen Schwierigkeiten seines Gegners nicht sympathisieren.[27]

Diese Gegenüberstellung trägt dem unterschiedlichen Empfindungsvermögen der beiden Persönlichkeiten Rechnung, das bei beiden äußerst scharf ausgeprägt war. Dies war nicht förderlich für eine gegenseitige Wertschätzung, sondern machte vielmehr die beiderseitige Übereinstimmung in Denken und Tun schwierig.

VI. Die offizielle Ankündigung der Kardinalserhebung

Nach der Überwindung der Schwierigkeiten, die durch den Wunsch Newmans entstanden waren, weiter im Oratorium in Birmingham bleiben zu dürfen – übrigens ist dieser Wunsch Gegenstand eines interessanten Briefwechsel zwischen Rom, Westminster und Birmingham – verständigte Kardinalstaatssekretär Nina am 15. März Newman offiziell von der Entscheidung des Papstes, ihn zum Kardinal zu erheben. Nina betonte, dass Papst Leo XIII. ihm den Purpur übereiche „als Wertschätzung der Begabung, der Lehre, der Frömmigkeit und des Eifers, die Euer Hochwürden in der Ausübung des Dienstes auszeichnen, der Treue und kindlichen Ergebenheit gegenüber dem Heiligen Apostolischen Stuhl und für die hervorragenden Dienste, die Sie seit vielen Jahren der Religion erweisen.“[28] Ninas Brief wurde am gleichen Tag von Manning, der sich noch in Rom befand, an Newman geschickt.[29]

Bereits von dem Tage an, an dem er die erste Nachricht von seiner Erwählung zur Kardinalswürde erhalten hatte, und noch mehr als nach der Überwindung der oben dargelegten Schwierigkeiten und Missverständnisse die Erhebung sicher und offiziell wurde, stellte sich Newman wiederholt die Frage, auf welchem Wege der neue Papst, der doch über 30 Jahre den abgelegenen Bischofssitz von Perugia inne hatte, über ihn so informiert worden war, dass er ihm jetzt ein so hohes Zeichen der Wertschätzung und des Wohlwollens zuwenden wollte. Wir können annehmen, dass der künftige Papst Leo XIII. Newman und sein segenreiches Wirken bereits als Nuntius in Belgien kennen und schätzen gelernt hatte. Dies verdankte er besonders dem bekannten Passionisten Ignaz Spencer, einem der bedeutendsten Konvertiten Englands in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, und seinem Mitbruder, dem seligen Domenico Barberi. In seinem Tagebuch notierte Spencer am 10. Juli 1844, dass er in Brüssel mit Nuntius Pecci zusammengekommen war und mit ihm über die Oxford-Bewegung gesprochen habe. Der Nuntius schien darüber gut informiert zu sein und zeigte sich sehr interessiert.[30] Ein Jahr später, am 17. Oktober 1845, erhielt der Nuntius Besuch von P. Domenico, nur acht Tage nachdem Newman in Littlemore in seine Hände das Bekenntnis des katholischen Glaubens abgelegt hatte.[31] Es ist mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass der Nuntius über das Wirken von P. Domenico in Oxford und über seine Beziehungen zu einigen der prominenten Führer der Bewegung, in erster Linie zu Newman, informiert war. Während dieser Begegnung berichtete er dem Nuntius über Newmans Konversion. Es ist bekannt, dass der mittlerweile seliggesprochene P. Domenico große Achtung vor den hohen intellektuellen Qualitäten und der Tugend des neukonvertierten Newman hegte. Wir können zweifellos annehmen, dass er mit Bewunderung auch darüber Nuntius Pecci berichtet hat.

Mit der Erhebung Newmans zum Kardinal wollte Papst Leo XIII. auch seine Sympathie und Freundschaft zu England zum Ausdruck bringen. Abgesehen von einigen Ausnahmen reagierte die katholische und die anglikanische Bevölkerung äußerst positiv auf diese Entscheidung des Papstes. Schon am 20. Februar wurde beschlossen, eine Nachricht an Papst Leo XIII. und an Newman selbst zu richten. Am 11. März kam es zur Einrichtung eines Fonds, den man Newman zur Verfügung stellen wollte.

Das Konsistorium zur Kreierung der neuen Kardinäle wurde für den 12. Mai 1879 angekündigt. Am 16. April verließ Newman in Begleitung von P. William Neville Birmingham in Richtung London. Am darauffolgenden Tag reiste er bis Folkestone, wo er übernachtete. Am 18. April fuhr er über den Kanal und setzte seine Reise bis Paris fort. Aufgrund seines schwachen Gesundheitszustandes war die nächste Station Turin, wo er am 19. ankam und im Grande Albergo della Liguria übernachtete. Newman reiste weiter und verbrachte die Nacht vom 20. auf den 21. in Genua, die folgende in Pisa, wo er sich bis zum Morgen des 23. aufhielt. Die letzte Station war Siena. Am 24. April kam er in Rom an. Da er nicht im Oratorium S. Maria in Vallicella untergebracht werden konnte, da dieses von der italienischen Regierung beschlagnahmt worden war, stieg er im Hotel Bristol ab. Bereits am nächsten Tag, dem 27. April, wurde er vom Papst in Privataudienz empfangen. Dieses außerordentlich herzliche Treffen erwähnt Newman in einem Brief, den er am 2. Mai an seinen Mitbruder P. Henry Bittleston schrieb.[32] Die römischen Zeitungen berichteten in diesen Tagen verschiedentlich über die Persönlichkeit des neuen Kardinals, über sein Werk und über seinen Aufenthalt in der Ewigen Stadt.

VII. Die Konsistorien für die Kardinalsernennungen

Am Morgen des 12. Mai begab sich Newman in die Wohnung von Kardinal Howard. Nach Beendigung des geheimen Konsistoriums sollte er dort das Billet der Ernennung in der damals üblichen Form und Feierlichkeit erhalten. Im selben Konsistorium wurden neben Newman noch neun andere Kardinäle ernannt:

Friedrich Egon von Fürstenberg, Erzbischof von Olmütz, Florian-Jules Desprez, Erzbischof von Toulouse, Lajos Haynald, Erzbischof von Kalocsa, Louis-Edouard-François-Desiré Pie, Bischof von Poitiers, Americo Ferreira dos Santos Silva, Bischof von Oporto, Gaetano Alimonda, Bischof von Albenga, alle Kardinalpriester; Josef Hergenröther, päpstlicher Hausprälat, Doktor der Würzburger Akademie, Tommaso Maria Zigliara OP, Rektor des Kollegiums des hl. Thomas von Aquin in Rom, und der Bruder des Papstes, Mons. Giuseppe Pecci, Vizebibliothekar der Heiligen Römischen Kirche; diese wurden zusammen mit Newman zu Kardinaldiakonen ernannt. Alle diese Bischöfe und Priester hatten sich durch ihr theologisches Wissen und ihren pastoralen Eifer verdient gemacht.[33] Einige genossen in ihrer Heimat und über ihre Diözesen hinaus großes Ansehen. Aus all diesen Namen ragten damals jene von Pie und Hergenröther heraus.[34] Obwohl sie der ihnen zuerkannten Ehrung würdig waren, konnte keiner der Erwählten auf eine Stufe mit Newman gestellt werden. Im Hinblick auf die intellektuellen Qualitäten der neuen Kardinäle schreibt Franz X. Kraus in sein Tagebuch: „Leider ist die Gesellschaft, in der mein verehrter P. Newman in das Kollegium eintritt, nicht gerade die beste.“[35] Aber Lady Charlotte Julie Blennerhasset beruhigt ihn, indem sie ihm versichert, dass Newmans Name derjenige sei, der die anderen überleben werde.[36] Die Zeit hat ihr Recht gegeben.

Im geheimen Konsistorium wurde Newman als erster Kardinaldiakon angekündigt. Aber nach der traditionellen Frage „Quid vobis videtur?“, die den anwesenden Kardinälen im Augenblick der effektiven Kreierung der neuen Kardinäle gestellt wurde, ist er erst an dritter Stelle, nach Giuseppe Pecci und Hergenröther, genannt worden.[37] Es ist festzuhalten, dass Newman in der zweifachen Verkündigung am Ende der Ansprache des Papstes fälschlicherweise als „presbyter Philippianus e Congregatione Londinensi“ bezeichnet worden ist.[38]

Am Ende des geheimen Konsistoriums überbrachte ein päpstlicher Zeremoniär dem neuen Kardinal das Ernennungsschreiben, das von Bischof Clifford von Clifton in Gegenwart einer großen Menschenmenge, „sodass viele […] in den geräumigen Sälen keinen Platz mehr fanden“, vorgelesen wurde.[39] Newmans Dankrede nach dem Verlesen des Dekretes ist für die Kenntnis seines Denkens und für die richtige Interpretation seiner Lehre von fundamentaler Bedeutung. Sie wurde sofort und ungekürzt vom „L’Osservatore Romano“ und von anderen katholischen Zeitungen in Rom und Italien abgedruckt.[40] Auch die „Civiltà Cattolica“ kommentierte die Ansprache und bezeichnete sie als überaus wichtig. Natürlich betonte die Zeitschrift jene Stellen aus der Rede des Kardinals, die für die italienischen Verhältnisse Gültigkeit hatten, und aus der Zeitperspektive und der Linie, die die Zeitschrift damals verfolgte, besondere Bedeutung hatten. In ihrem Kommentar las man u.a.: „Wer auch immer den stufenweisen Ablauf der Revolution in Italien und deren Auswirkungen auf die Religion ein wenig kennt, kann sich der Offensichtlichkeit der Tatsachen nicht entziehen. Er muss außerdem anerkennen, dass Kardinal Newman, obwohl er besonders über England sprach, auch den Geist des italienischen Liberalismus vollkommen getroffen hat und ebenso das letzte Ziel, auf das dieser vor allem durch das Mitwirken der Gemäßigten und der der liberalen Katholiken zustrebt. Sie gehören zu fähigsten und wirkungsvollsten Mitarbeitern der Freimaurer im großen Werk der sozialen Apostasie von Gott, auch dann, wenn sie nicht direkt an der Verwirklichung ihrer Ziele mitzuarbeiten gedenken.“[41]

Die Feierlichkeiten gingen am Morgen des 13. Mai mit der Verleihung des Kardinalsbiretts weiter. Nach Beendigung des Ritus‘ hielt Kardinal Pecci, der erste der neuen anwesenden Kardinäle, die traditionelle Dankrede, worauf der Papst mit kurzen und herzlichen Worten antwortete. Am darauffolgenden Morgen wurden dem neuen Kardinal im großen Festsaal des Englischen Kollegs, das mit Gästen übervoll war, die Glückwünsche der englischen Katholiken überbracht. In der Ansprache, die Lady Herbert im Namen der „geliebten Söhne“ Englands, Schottlands, Irlands und Amerikas, die in Rom sind, verlas, sagte sie: „Durch Ihre Erhebung zum Kardinal hat der Heilige Vater nicht nur Ihre großen Verdienste und den Wert Ihrer bewundernswerten Schriften zur Verteidigung Gottes und seiner Kirche öffentlich gewürdigt, er hat auch allen englischsprechenden Katholiken, die seit langem zu Ihnen als ihrem geistlichen Vater und Führer auf dem Weg zur Heiligkeit aufschauen, die höchstmögliche Ehre erwiesen.“[42] Die Bezeichnung Newmans als „Führer auf dem Weg zur Heiligkeit“ überrascht keineswegs, denn sie spiegelt die Überzeugung derjenigen wider, die die Möglichkeit hatten, seinen Geist und seine Lebensführung kennenzulernen. Man denke nur an das Lob auf seine Tugenden und seinen Lebenswandel vor seiner Konversion in der Zurückgezogenheit von Littlemore, die vom seligen Domenico Barberi bezeugt wurden.[43] Was die Ehre betrifft, die den englischen Katholiken durch die Übertragung des Purpur erwiesen wurde, so war dies von Newman selbst bereits nach dem Konsistorium am 12. Mai in der „Biglietto Speech“ betont worden. Der neue Kardinal bestätigte die Absicht, dass Papst Leo XIII. durch seine Geste gegenüber Newman „bei den Katholiken Englands und auch beim protestantischen England Gefallen finden würde“.[44]

Am Morgen des 15. Mai wurde das öffentliche Konsistorium, der Höhepunkt der damals für die Kardinalserhebungen vorgesehenen Feierlichkeiten, abgehalten. Im Verlauf dieser Feier überreichte der Papst den neuerwählten Kardinälen den Kardinalshut sowie nach Beendigung des öffentlichen Ritus‘ den Kardinalsring und wies ihnen die Titelkirche oder Diakonie zu.[45] Newman erhielt die Diakonie San Giorgio in Velabro, nicht zuletzt auch deshalb, weil dieser der Schutzpatron Englands ist. Noch am selben Tag wurde Newman mit einem offiziellen Schreiben zum Mitglied der Kongregationen der Propaganda Fide, der Riten, der Studien und der Ablässe und Heiligen Reliquien ernannt.

Newman konnte aufgrund seiner angegriffenen Gesundheit nicht an allen, vom Zeremoniell festgelegten Feierlichkeiten teilnehmen. Nach dem öffentlichen Konsistorium verbrachte er die meisten Tage im Bett. Dies veranlasste einige Zeitungen, besorgniserregende Nachrichten über seinen Gesundheitszustand zu verbreiten, die jedoch im „L’Osservatore Romano“ vom 29. Mai dementiert wurden. Allerdings konnte er auch nach seiner Genesung die Mühen der Übernahme seiner Diakonie und die protokollarischen Besuche mit sich gebracht hätten, nicht auf sich nehmen. Die einzige Ausnahme bildete Anfang Juni sein Besuch im Collegio Urbano der Propaganda Fide, jenem Ort, wo er sich nach seinem Übertritt zur katholischen Kirche auf den Dienst als katholischer Priester vorbereitet hatte.[46]

VIII. Die Rückkehr des Kardinals nach Edgbaston

Sein zurückgezogenes Leben wurde nur durch den herzlichen Empfang, der ihm bei der Rückkehr in die Heimat von seinen Landsleuten bereitet wurde, ein wenig unterbrochen. Nach den anfänglichen Diskussionen hatte die Presse der Verleihung des Purpurs an Newman nun große Bedeutung zugemessen. Sie kommentierte, dass die Wahl Dr. Newmans „die Ausmaße eines nationalen Ereignisses angenommen habe“. Die Zeitung „Month“ schrieb: „Es ist das erste Mal, dass durch die Wahl eines Kardinals beim Großteil der gebildeten und intelligenten Engländer eine Welle der Freude hervorgerufen wird. […] Sogar die protestantischen Engländer sind stolz auf Dr. Newman als einen großen Engländer, und es ist offensichtlich, dass sie verstanden haben, dass die Ehre, die ihm zuteil geworden ist, auch auf jene Nation zurückstrahlt, deren Sohn er ist und deren edelste Eigenschaften er in bewundernswerter Weise verkörpert.“ Anlässlich eines Empfangs, der in London im Norfolk House zu Ehren des neuen Kardinals stattfand, schrieb die „Times“: „Die Gemeinschaft der Katholiken bringt etwas Wahres zum Ausdruck, wenn ihre herzliche Bewunderung noch weitergeht als jene, die die Mitbürger Dr. Newmans, welcher Konfession sie auch immer angehören, ihm entgegenbringen als dem Redner, dem Denker, dem tiefgehenden und scharfsinnigen Beobachter, der in den Herzen der Menschen wie in einem Buch liest, als dem großen Schriftsteller, dessen Stil zarter Harmonie ähnelt.“

Aber keine der vielen Feierlichkeiten bewegte Newman so sehr wie die Einladung des Trinity College von Oxford, den Vorsitz des traditionellen Festessens anlässlich der gaudy im Jahre 1880 zu übernehmen. Am Vortag, dem 23. Mai, dem Dreifaltigkeitsfest, predigte er in der Jesuitenkirche St. Aloisius. Am Tag danach nahm er am Festessen teil, das noch feierlicher war als jenes, das für ihn im Februar 1878 anlässlich seiner Ernennung zum Ehren-Fellow des College veranstaltet worden war.[47]

Die Bedeutung der Kardinalswürde Newmans wurde nicht nur auf nationaler Ebene bestätigt. Sie wurde auch in ihren wahren geschichtlichen Dimensionen verstanden, die die geographischen Grenzen Englands und jene der Zeit, in der sie erfolgte, überschritten. Die Kardinalskreierung vom 12. bis zum 15. Mai 1879 regte die liberale römische Zeitung „Opinione“ zu einigen Überlegungen über die Stellung der Kirche und des Papsttums nach dem Verlust seiner weltlichen Macht an. Sie scheinen uns noch aktuell, weil sie durch die Welt, in der wir heute leben, bestätigt und näher erläutert worden sind. „Von den zehn soeben ernannten Kardinälen“, so schrieb die Zeitung in ihrer Ausgabe vom 17. Mai 1879, „sind acht Ausländer und zwei Italiener. Diese Tatsache ist ein Indiz großer und tiefgreifender Entwicklungen, die – von den Urhebern selbst vielleicht nicht wahrgenommen – stufenweise die konstitutionelle Ordnung der Kirche verändern. Als seine weltliche Macht noch existierte, pflegte der Papst mit der irdischen Herrschaft auch seine geistliche Vollmacht auszuüben. Da die Theokratie von ihren Forderungen nicht zurücktrat, regierte er mit den Geistlichen das kleine Reich. Die Gesandten von Bologna, Ferrara und von anderen Städten des Kirchenstaates spiegelten den Glanz des Papst-Königs wider. Sie waren große Persönlichkeiten, die nach den höchsten Ämtern in der Kirche strebten.“ Angesichts der von Prunk umgebenen Kardinäle, so fuhr die Zeitung fort, verblassten die ausländischen Kardinäle. „Nach dem Sturz seiner weltlichen Macht stand das Papsttum vereinsamt da. Auch die italienischen Kardinalsfürsten hatten ihre kleinen Kronen verloren. Das Papsttum blieb, aber es musste mit neuen Kräften gestärkt werden und aus dem universalen Geist des Glaubens jene Würde schöpfen, die es durch den Verlust der weltlichen Macht eingebüßt hatte. […] Heute muss der Vatikan mit allen lebendigen und geistigen Kräften der Christenheit besetzt werden, damit er jene unsichtbare Macht ausstrahlt, die der Glaube über die Seelen hat.“

Ist dies gut oder schlecht? Die Zeitung gibt darauf keine Antwort, bemerkt aber: „Es ist sicher, dass dieser Katholizismus, der nach dem Verlust der weltlichen Macht immer universeller wird und sich mit hervorragenden Männern aus allen Völkern stärkt und sich aus deren bester Substanz nährt, auf eine große Vitalität hinweist. Wer sich wandelt, stirbt nicht:“

Welchen Anteil die Gedanken und die Lehre Newmans an dieser steten Erneuerung hatten und noch immer haben, ist bekannt. Die Frage, ob Papst Leo XIII. beabsichtigte, den großen Konvertiten nur für die bereits erworbenen Verdienste für die katholische Kirche mit der Kardinalswürde zu ehren, ist unwichtig. Papst Leo XIII. erkannte nicht nur die intellektuellen Fähigkeiten des Kardinals an, sondern bekräftige auch das Zeugnis seines heiligmäßigen Lebens.

Sicherlich beinhaltet dieses Zeugnis das unverkennbare Merkmal des Wesens und des Intellekts des Menschen Newman. Es war aber immer von der Überzeugung getragen, dass nicht die irdischen Ehren, sondern der gelebte Glaube, das „sentire cum Ecclesia“ und die Vollkommenheit des christlichen Lebens ihn zur „beata pacis visio“ führen. An einem der letzten Tage seines Lebens erhielt Newman Besuch von seiner Schwester Jemima in Begleitung eines kleinen Neffen. Man hatte das Kind angehalten, den alten Mann nicht mit Fragen zu ermüden. Als es jedoch vor ihm stand, fragte es, vom Kardinal selbst ermutigt: „Wer ist größer, ein Kardinal oder ein Heiliger?“ Newman entgegnete ihm lächelnd: „Mein Kind, ein Kardinal ist von dieser Welt, also irdisch; ein Heiliger ist im Himmel, also himmlisch.“[48]


[1] George Talbot war der jüngste Sohn des dritten Barons Talbot von Malahide. Er wurde 1816 geboren und studierte in Eton und St. Mary’s Hall in Oxford. Im Jahr 1842 wurde er von Bischof Nicholas Wiseman in die katholische Kirche aufgenommen. Als er 1846 zum Priester geweiht wurde und im darauf folgenden Jahr bat, in das Oratorium aufgenommen zu werden, lehnte Newman höflich ab. Durch die Unterstützung Wisemans wurde er unter Papst Pius IX. Päpstlicher Geheimkämmerer. Sein Verhalten an der Kurie bestätigte grundsätzlich genau das Urteil, das der Bischof von Birmingham, William Bernard Ullathorne OSB, im Jahr 1865 in einem Brief an Kardinal Manning formulierte: Talbot sei „good and hearted“, aber er zeige „notorious want of judgment“. Vgl. C. BUTLER, The Life and Times of Bishop Ullathorne. (1806-1889), London 1926, II, 127. Talbot stirbt 1886 in einer psychiatrischen Anstalt in Passy bei Paris.

[2] Henry Edward Manning wurde 1808 in London als Sohn eines reichen Bankiers geboren Er studierte in der Harrow School und dem Balliol College in Oxford. 1823 wurde er „Fellow“ im Merton College. Er schlug die geistliche Laufbahn ein und wirkte zunächst als Vikar, dann als anglikanischer Pastor in Lavington. Im Jahre 1837 wurde er nach vierjährigem Eheleben Witwer. Nachdem er seine anfängliche Haltung radikaler Abneigung gegen die Oxford-Bewegung überwunden hatte, näherte er sich dieser an. Es war in der Zeit, als Newman sich bereits von ihr abgewandt hatte. Am 6. April 1851 wurde er in die katholische Kirche aufgenommen. Wenige Monate nach seiner Konversion wurde er von Kardinal Wiseman zum Priester geweiht. Manning begann das Theologiestudium in Rom in der „Accademia dei Nobili Ecclesiastici“. 1865 wurde er der Nachfolger Wisemans auf dem erzbischöflichen Stuhl in Westminster. Während des I. Vatikanischen Konzils war Manning einer der glühendsten Verfechter der Unfehlbarkeit des Papstes. Im Jahr 1875 wurde er zum Kardinal ernannt und übte eine eifrige pastorale Tätigkeit aus. Die Festigung der Reorganisation der Katholischen Kirche in England ist hauptsächlich ihm zu verdanken. Manning starb 1892 in London.

[3] „Dr Newman is the most dangerous man in England, and you will see that he will make use of the laity against Your Grace. You must not be afraid of him.“ Talbot an Manning, 25. April 1867. Vgl. W. WARD, The Life of John Henry Cardinal Newman, London 1913, II, 147. Um Manning in seiner Opposition gegen Newman zu bestärken, äußerte Talbot die entrüsteten Worte: „What is the province of the laity? To hunt, to shoot, to entertain. These matters they understand, but to meddle with ecclesiastical matters they have no right at all, and this affair of Newman is a matter purely ecclesiastical.“ Ibidem.

[4] WARD, o.c., II, 129.

[5] Alessandro Barnabò wurde 1801 in Foligno geboren. Er war zunächst Sekretär der Kongregation Propaganda Fide und wurde deren Präfekt, als er 1856 zum Kardinal ernannt wurde. Er hatte viele natürliche Fähigkeiten und besaß beste Kenntnis des Kirchenrechtes. Diese Eigenschaften waren jedoch überschattet von seiner ungenierten Art, die manchmal sogar etwas banal wirkte. Kardinal Barnabò hatte einen heftigen Charakter, der ihn bisweilen barsch oder sogar brutal erscheinen ließ. Er führte sein Dikasterium mit starker Hand und war gewiss einer der markantesten Kardinäle Pius‘ IX. Kardinal Barnabò starb im Jahr 1874.

[6] Unter ihnen verdient besonders P. Giovanni Perrone SJ erwähnt zu werden, einer der bedeutendsten und führenden Theologen seiner Zeit. Er war Professor am Collegio Romano.

[7] WARD, o.c., I, 578.

[8] Über die Beziehungen von Papst Leo XIII. zu dem berühmten Archäologen vgl. E. SODERINI, Il Pontificato di Leone XIII, Milano 1932, I, 291ff.

[9] Vgl. R. SENCOURT, The Life of Newman, London 1948, 269; L. BOUYER, Newman. Sa vie. Sa spiritualité, Paris 1952, 478; J. ARTZ, Newmans Kardinalat. Aufschlüsse aus Hintergründen und Begleitumständen, in: „Theologie und Philosophie“, 53 (1978), 226.

[10] Edward Henry Howard stammt aus der gräflichen Familie der Norfolk. Er wurde 1829 in Mainton (Nottingham), studierte er in Oscott und in Edinburgh. Er war zunächst Offizier in der Life Guard. 1854 trat er ins English College in Rom ein und wurde im gleichen Jahre zum Priester geweiht. Er wurde zum Titularerzbischof von Neo-Cesarea und Weihbischof von Frascati ernann und war Vikar der Basilika St. Peter im Vatikan. Im Jahre 1877 wurde er zum Kardinal ernannt. Ab 1881 war er Erzpriester von St. Peter und Präfekt der Kongregation der Fabbrica von St. Peter. Im Jahre 1884 optierte er für den suburbikarischen Sitz von Frascati. Er hatte einen versöhnlichen Charakter und setzte sich sehr für die Vereinigung mit der Orthodoxen Kirche ein. Kardinal Howard starb im Jahr 1892 in Brighton.

[11] WARD, o.c., II, 435.

[12] „This was perhaps the act of the Duke’s life that called forth in the fullest measure that quality of simple straightforward courage that was the secret of the high respect in which he was held, and of the great influence he wielded.“ BUTLER, o.c., II, 108.

[13] „To Manning the proposal must have come as a shock.“ BUTLER, o.c., II, 108.

[14] Der Brief Mannings war in italienischer Sprache abgefasst und ist in englischer Version in The Letters and Diaries of John Henry Newman, edited at the Birmingham Oratory with notes and an introduction by Charles Stephen Dessain and Thomas Gornall, S.J. Bd. XXIX, Oxford 1976, Appendix I, 423-424 enthalten. Vgl. auch WARD, o.c., II, 577-578.

[15] L. RIDING, Sophia Matilda Palmer de Franqueville, 1852-1915. A Memoir, London 1919, 190. Auch die Kom­tesse, die Tochter von Lord Selborne, war bei der Audienz anwesend. Vgl. BUTLER, o.c., II, 110.

[16] Letters and Diaries, XXIX, 16; ebenso WARD, o.c., II, 438; ARTZ, o.c., 222; BUTLER, o.c., 110.

[17] Letters and Diaries, XXIX, 16, ebenso WARD, o.c., II, 438; BUTLER, o.c., II, 110.

[18] Letters and Diaries, XXIX, 17; vgl. BUTLER, o.c., II, 110-111.

[19] Letters and Diaries, XXIX, 18; vgl. BUTLER, o.c., II, 111-112; WARD, o.c., II, 439-440.

[20] Letters and Diaries, XXIX, 19-20; vgl. WARD, o.c., II, 440-442; E.S. PURCELL, Life of Cardinal Man­ning, Archbishop of Westminster, London 1896, II, 558-559; BUTLER, o.c., II, 112-113.

[21] Letters and Diaries, XXIX, 22 und noch viel kürzer vom 4. d. M., um Manning dafür zu danken, dass er ihm den Inhalt des Briefes Ninas mitgeteilt habe und um ihm mitzuteilen, dass er dem Kardinalstaatssekretär über Bischof Ullathorne antworten werde. Siehe auch PURCELL, o.c., II, 560; BUTLER, o.c., II, 114.

[22] Auch Bischof Ullathornes Brief an Kardinal Nina war lateinisch abgefasst. Vgl. Letters and Diaries, XXIX, 24-25. Der Brief des Duke of Norfolk an Kardinal Manning ist vom 22. Februar, ibid., 23 in der Fußnote. Über das Datum der Reise Mannings nach Rom sind sich die Biographen nicht einig. Butler schreibt, dass der Erzbischof am 15. Februar von London abreiste. Vgl. o.c., II, 116. Ward gibt kein präzises Datum an. Vgl. o.c., II, 446. Aus dem Brief Mannings an Nina vom 4. Januar 1879, den wir im Geheimarchiv des Vatikans gefunden haben, geht hervor, dass die Einladung von Papst Leo XIII. an Kardinal Manning durch Mons. Stonor übermittelt wurde. Manning informiert Nina, dass er sich nach „Beendigung zweier schwerwiegender Angelegenheiten“ „prompt“ „gegen Ende des Mo­nats“ auf die Reise begeben werde. 1879/R 2/32866. Eine Andeutung dieser Reise findet man auch im bereits erwähnten Brief Ninas an Manning von Ende Januar, in dem die Absicht des Papstes, Newman zum Kardinal zu erheben, angeführt ist. Nina nimmt die Ankunft des Erzbischofs von Westminster in Rom als unmittelbar bevorstehend an. Vgl. Letters and Diaries, XXIX, 16. Wir können annehmen, dass der Kardinal London spätestens Anfang Februar ver­lassen hat.

[23] In Mannings Brief wurde auch mitgeteilt, dass die Frage des Wohnsitzes bereits gelöst worden war. Vgl. WARD, o.c., II, 446; BUTLER, o.c., II, 117.

[24] BUTLER, o.c., II, 118.

[25] PURCELL, o.c., II, 306ff.

[26] BUTLER, o.c., II, 159-160.

[27] D. GORCE, Le martyre de Newman, Paris 1961, 215.

[28] Letters and Diaries, XXIX, 84. Kardinal Ninas Brief ist an „R.mo P. Giovanni Enrico Newman Prete dell’Oratorio di Londra“ adressiert.

[29] Letters and Diaries, XXIX, 84; vgl. WARD, o.c., II, 450.

[30] U. YOUNG, C.P., Life of Father Ignatius Spencer, Lon­don (1933), 119. Siehe auch Father Pius (DEVINE) Life of Father Ignatius of St. Paul, Passionist (The Hon. and Rev. George Spencer), Dublin and London, 1866, 284.

[31] U. YOUNG, Life and Letters of the Venerable Father Dominic (Barberi), London 1926, 259; FEDERICO dell’ADDOLORATA (P.) C.P., Il Beato Domenico della Madre di Dio – Passionista Mistico, Apostolo Scrittore. (1792-1849), 2. Ausgabe, Rom 1963, 387. 401.

[32] Letters and Diaries, XXIX, 121; vgl. WARD, o.c., II, 458.

[33] Die Kardinäle Fürstenberg, Desprez, Haynald, Pie, Ferreira dos Santos Silva kamen nicht nach Rom. Sie sollten das Kardinalsbirett durch den Fürsten oder Herrscher ihres Landes erhalten. Daher waren nur Kardinal Alimonda und die vier Kardinaldiakone anwesend. Aber auch der erkrankte Alimonda konnte dann an keinem der Konsistorien teilnehmen.

[34] Wir halten es für überflüssig, das Leben und Werk der zwei Kardinäle zu beschreiben. Fürstenberg war ein wohltätiger und treuer Bischof. Des­prez verdankt man die Gründung des katholischen In­stituts von Toulouse. Alimonda hatte vor allem den Ruf eines guten Redners. Der Korse Zigliara genoss vor allem den Ruf unangefochtener Autorität, speziell an der römischen Kurie. Seine Tätigkeit beschränk­te sich auf das Lehren. Darüber hinaus war er Konsultor der ver­schiedenen Kongregationen. Pecci verdankt den Kar­dinalshut offensichtlich der Zuneigung seines Bruders. Er war hochbegabt, hatte aber einen eigensinnigen und unbeständigen Charakter. Er war Mitglied der Ge­sellschaft Jesu gewesen, trat aber er im Jahre 1848 aus. Als Kardinal trat er 1888, zwei Jahre vor seinem Tode, der Gesellschaft Jesu erneut bei. Haynald war ein außerordent­lich wohltätiger Bischof und außerdem ein eifriger Hirte. So wie die Mehrzahl der Bischöfe der öster­reichisch-ungarischen Monarchie, war auch er Hofprälat. Er erwarb sich einen Ruf als hervorragender Botaniker. Sein Herbarium, das fünf große Säle des erzbischöflichen Palastes füllte, war eines der vollständigsten der Welt, und es gab keine auf diesem Gebiet spezialisierte Bi­bliothek, die seiner gleich kam.

[35] „Leider ist die Gesellschaft, in der mein treff­licher Pater Newman in das Kollegium eintritt, nicht die beste“. Vgl. F.X. KRAUS, Tagebücher, hrsg. v. H. Schiel, Köln 1957, 397f.

[36] ARTZ, o.c., 227.

[37] Der Umstand ist darauf zurückzuführen, dass Pecci und Hergenröther Prälaten waren.

[38] Im Vatikanischen Archiv ist das Manuskript der An­sprache mit der eigenhändigen Unterschrift von Papst Leo XIII. aufbewahrt. Der Text wurde von einer anderen Hand korrigiert, als derjenigen, die ihn abgefasst hat. Es ist anzunehmen, dass die Korrektur gleich nach dem Konsistorium erfolgte, weil der „L’Osservatore Romano“ und die anderen Zeitungen des 14. Mai den italienischen Text der Ansprache abdruckten und Newman als „Priester des Oratoriums des hl. Phi­lipp der Kongregation von Birmingham“ bezeichnen, während am vorhergehenden Tag der lateinische Text in den von uns zitierten Worten wiedergegeben war. Die Bezeichnung „presbyter… e Congregatione Londinensi“ blieb im veröffentlichten Text der Acta Sancta Sedis und der folgenden Sammlungen der Akten Leos XIII. unverändert. Wir haben bereits erwähnt, dass auch Kardinal Nina im Brief von Ende Januar, in dem er Manning über den Entschluss von Papst Leo XIII. informierte, Newman als Mitglied des Londoner Oratoriums bezeichnet hatte. Diese fehlerhafte Angabe beunruhigte Newman, und er wollte mit dem Papst darüber in der Abschiedsaudienz vom 2. Juni sprechen. In den von ihm selbst gemachten lateinischen Notizen (mit einigen Sät­zen in italienisch) im Hinblick auf diese Audienz lesen wir: „Ho una preghiera da presentare alla Santità vostra, se non sia troppo. Jam per viginti con-tinuos annos, Officiales, qui negotia exequuntur Sacrae Congregationis de Propaganda Fide, confuse et temerarie egerunt de rebus Oratorii Birminghamensis et Oratorii Londinensis, quasi Oratoria haec unum corpus consistuerint, cum sint duo, et utrumque habeat traditiones suas, agendi modos, opiniones, devotiones suas, et utrumque sit liberum et independenter agat in loco suo. Exempli gratia, dispensationes, petitae ab hoc Oratorio, concessae sunt alteri, et variis modis incommoda ejus modi oriuntur. Unde querelae et simultates inter domum et domum.“ Um weitere Missverständnisse zu vermeiden, erbat Newman von Papst Leo XIII., dass das Oratorium in Birming­ham offiziell von der Kongregation der Propaganda Fide mit dem Titel „Oratorium des Kardinals“ bezeich­net werde, „in memoriam benignissimi actus Sanctitatis Vestrae, quo dignatus es Praepositum illius Ora­torii elevare ad Sacrum Collegium Cardinalium“. Vgl. Letters and Diaries, XXIX, 135. Bezeichnend ist in dieser Hinsicht auch der vertrauliche Brief, den Newman am 18. Juni von Livorno aus an den Herzog von Norfolk sandte . Letters and Diaries XXIX, 142.

[39] WARD, o.c., II, 459. Vgl. „Civiltà Cattolica“, Vol. 10, 1879, Fasc. 639, 35. Am 7. Mai sandte Newman Bischof Clifford ein Billet und bat ihn, zu ihm zu kommen „prisoner in (…) bedroom with a bad cold“. Clifford schrieb auf das gleiche Billet diese Notiz: „This note was sent to me by Cardinal Newman to consult me about his address on receiving the biglietto. W. H. C.“ Vgl. Letters and Diaries, XXIX, 123.

[40] Vgl. „L’Osservatore Romano“, „Voce della Verità“, usw. vom 14. und 15. Mai.

[41] „Civiltà Cattolica“, Vol. cit. 1879, Fasc. cit., 35.

[42] „We feel that in making you a Cardinal, the Holy Father has not only given public testimony to his appreciation of your great merits, and of the value of your admirable writings in defence of God and his Church, but has also conferred the greatest possible honor on all English-speaking Catholics, who have long looked up to you as their Spiritual Father, and as their guide in the paths of holiness.“ Vgl. Speech of His Eminence Cardinal Newman, Rome 1879, 11.

[43] FEDERICO dell’ADDOLORATA (P.), o.c., 459.

[44] „He judged it would give pleasure to the English Catholics and even to Protestant England, if I received some mark of his favor.“ Vgl. Speech, cit., 6.

[45] Es schien anfangs, dass Papst Leo XIII. Newman die Diakonie von San Nicola in Carcere geben wollte. Doch wir fanden dazu keinerlei Bestätigung in irgendeinem Dokument. Diese Diakonie wurde dann Kardinal Hergenröther zugeteilt.

[46] Newman reiste am 4. Juni von Rom direkt nach Livorno, wo er sich bis zum 20. Juni aufhielt um sich auszuruhen. Als Rekonvaleszenter fuhr er am 21. nach Genua und weiter nach Paris. Am 25. erreichte er Boulogne-sur-Mer, am 27. war er in Folkestone und am 28. in Brighton, wo er bis zum 30. Juni, dem Tag seiner Ankunft in London, blieb.

[47] Letters and Diaries, XXIX, 430; vgl. WARD, o.c., II, 473ff.

[48] BOUYER, o.c., 485.